Warum 80% aller agilen Transformationen scheitern
Liebe Projektmanagement-Enthusiasten und solche, die es noch werden wollen!
Hier meldet sich wieder euer Jörg Tausendfreund und heute nehme ich kein Blatt vor den Mund.
Nach über zwei Jahrzehnten in der Projektlandschaft und zahllosen "agilen Transformationen" wird es Zeit für einige unbequeme Wahrheiten.
Lassen Sie mich eines vorweg sagen:
Ich liebe agiles Arbeiten. Wirklich. Aber was ich in den letzten Jahren beobachte, hat mit echtem agilem Mindset etwa so viel zu tun wie ein Hochzeitsplaner mit spontaner Romantik.
Die häufigsten Fehleinschätzungen
"Agilität ist ein Prozess, den man einführen kann" Nein, ist es nicht. Agilität ist eine Geisteshaltung, eine Kultur, eine fundamentale Art zu denken und zu handeln. Ich habe unzählige Unternehmen gesehen, die Scrum-Meetings einführen und denken, damit wären sie agil. Das ist, als würde man sich einen Arztkittel anziehen und denken, man könnte jetzt operieren.
"Mit den richtigen Tools wird man automatisch agil" Oh, wie oft höre ich das! "Wir haben jetzt Jira, also sind wir agil." Tut mir leid, aber nein. Tools sind Werkzeuge, nicht mehr und nicht weniger. Sie können agiles Arbeiten unterstützen, aber sie machen Sie nicht agil.
"Agilität funktioniert überall gleich" Diese Annahme ist geradezu gefährlich. Jede Organisation ist einzigartig, mit eigener Geschichte, Kultur und Herausforderungen. Ein Copy-Paste-Ansatz ist zum Scheitern verurteilt.
Notwendige Voraussetzungen für echte Agilität
Was braucht es wirklich?
Echte Führungsunterstützung Nicht nur Lippenbekenntnisse, sondern wahres Commitment. Wenn das Management nicht bereit ist, Kontrolle abzugeben und Vertrauen aufzubauen, können Sie es gleich vergessen.
Kulturelle Bereitschaft Ihre Organisation muss bereit sein für:
Offene Fehlerkultur
Kontinuierliches Lernen
Echte Teamautonomie
Transparenz auf allen Ebenen
Realistische Erwartungen Agile Transformation ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Rechnen Sie mit Jahren, nicht mit Monaten.
Alternative Transformationsansätze
Nach meiner Erfahrung gibt es bessere Wege:
Der Hybrid-Ansatz Beginnen Sie mit hybriden Modellen. Kombinieren Sie bewährte Strukturen mit agilen Elementen, wo es Sinn macht.
Die Insellösung Starten Sie mit einzelnen Teams oder Abteilungen, die bereits "reif" für Agilität sind. Lassen Sie diese zu Vorbildern werden.
Der evolutionäre Weg Führen Sie agile Praktiken schrittweise ein. Lassen Sie Teams experimentieren und eigene Erfahrungen sammeln.
Erfolgsfaktoren aus der Praxis
Was hat sich in meiner Praxis bewährt?
Ehrliche Bestandsaufnahme
Wo stehen wir wirklich?
Was wollen wir erreichen?
Welche Widerstände gibt es?
Maßgeschneiderte Ansätze Entwickeln Sie Ihre eigene Version von Agilität. Nicht jedes Scrum-Element muss 1:1 übernommen werden.
Intensive Begleitung
Regelmäßiges Coaching
Kontinuierliche Reflexion
Anpassung der Vorgehensweise
Messbare Ziele Definieren Sie, was Erfolg für Sie bedeutet. Nicht in abstrakten Begriffen, sondern in konkreten Metriken.
Mein Fazit
Nach all den Jahren wage ich zu behaupten: Die meisten Organisationen brauchen gar keine vollständige agile Transformation. Was sie brauchen, ist:
Mehr Flexibilität in ihren Strukturen
Bessere Kommunikation
Schnellere Entscheidungswege
Mehr Vertrauen in ihre Teams
Nennen Sie es von mir aus "agil" - aber bitte verstehen Sie, dass es um fundamentale Veränderungen in der Art geht, wie wir zusammenarbeiten und denken.
Für mich ist klar: Der Erfolg liegt nicht im blinden Befolgen agiler Frameworks, sondern in der intelligenten Adaptation agiler Prinzipien auf Ihre spezifische Situation.
Bis zum nächsten Mal.
Jörg Tausendfreund
Projektmanagement-Erklärer & Veränderungs-Enthusiast
P.S.: Und wenn jemand Ihnen verspricht, Ihre Organisation in 6 Monaten komplett agil zu machen? Laufen Sie. Schnell.
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