Aus dem Gespräch mit einer Führungskraft habe ich folgenden Satz mitgenommen:
"Wir müssen bei den Mitarbeitern zukünftig mehr auf Eigenverantwortung pochen!"
Das finde ich schon eine echt dramatische und vielsagende Information. Kernig und auf den Punkt.
Doch wo ist hier der Fehler?
Na ja, wie so oft ganz oben an der Spitze. Wer bei seinen Mitarbeitenden auf Eigenverantwortung pochen muss, hat ein ganz anderes Problem - oder eher mehrere Probleme.
Zum einen war es bisher wohl nicht erwünscht, dass die Mitarbeitenden eigenverantwortlich Handeln, aber die Situation macht es notwendig agiler, kompetenter und vernünftiger zu handeln, also müssen die Teams, die sich fachlich eben einfach besser auskenne als der Chef ran.
Zweites Problem, Eigenverantwortung oder Empowerment kann man nicht mal so verordnen, das ist an dieser Stelle schon ein Widerspruch in sich. Denn Eigenverantwortung hat etwas mit Freiwilligkeit zu tun.
Und drittens dürfen wir hier ziemlich sicher von einer bisher ausführlich und tief etablierten negativen Fehlerkultur (also Fehler = schlecht, schlimm, böse) ausgehen. Sonst müsste man ja nicht "pochen", sondern würde vielleicht ganz natürlich das Wort "Einladung" verwenden.
Es ist also zuerst ein Haltungswechsel bei der Führung gefragt. Dann kann damit begonnen werden einen Kulturwandel (Achtung! Kulturwandel 3-7 Jahre) einzuleiten.
Dabei sollte mit vorbildlichen Aktionen das Vertrauen der Mitarbeitenden gewonnen werden. Wer Eigenverantwortung mal kurzfristig auf die Teams übertragen will, wird vor allem eines erleben:
Frust - und zwar bei allen Beteiligten.
Sollte dann Eigenverantwortung gar nicht angestrebt werden? Doch! Unbedingt!
Nur Wunder sollte man keine erwarten.
Vor allem nicht von jetzt auf gleich. Der Wechsel zum Empowerment ist eine Investition.
Eine Investition, die sich lohnt, schnell begonnen werden sollte und lange durchgehalten werden muss.
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