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AutorenbildJörg Tausendfreund

Elastisches Denken: komplexe Herausforderungen meistern und starre Prozesse aufbrechen


Elastisches Denken im Projektmanagement: Flexibilität und Kreativität in turbulenten Zeiten

In der heutigen dynamischen Welt reicht klassisches, lineares Denken oft nicht mehr aus, um die Herausforderungen in Projekten und Organisationen zu meistern. Die Komplexität nimmt zu, die Ansprüche steigen, und Projekte müssen zunehmend flexibel auf Unvorhersehbares reagieren.


Elastisches Denken bietet hier eine Lösung – es ist kein „Buzzword“, sondern eine Denkweise, die Projekte und Teams dazu befähigt, starre Denkmuster aufzubrechen und mit einem flexiblen, kreativen Ansatz auf Veränderungen zu reagieren. In diesem Beitrag gehen wir auf die essenziellen Prinzipien des elastischen Denkens ein und zeigen praxisnah, wie diese Denkweise Ihre Arbeit als Projektleiter und Führungskraft nachhaltig verbessern kann.


Was ist Elastisches Denken?

Elastisches Denken beschreibt die Fähigkeit, außerhalb von vorgegebenen Strukturen zu denken, Annahmen zu hinterfragen und offen für unorthodoxe Ideen zu sein. Es fördert das Bewusstsein dafür, dass oft nicht die offensichtlichste, sondern die ungewöhnliche Lösung den besten Weg darstellt. Das Konzept basiert auf den Überlegungen von Leonard Mlodinow, einem theoretischen Physiker.


Im Projektmanagement heißt das, flexibel auf Veränderungen einzugehen, vermeintlich „sichere“ Prozesse kritisch zu hinterfragen und den Mut zu haben, bisherige Ansätze gegebenenfalls über Bord zu werfen.


Im Gegensatz zum logischen und analytischen Denken, das eher auf bewährten Methoden und Prozessen basiert, ermöglicht elastisches Denken, dass Teams ungewohnte Perspektiven einnehmen und Lösungen entwickeln, die wirklich innovativ sind.


Warum elastisches Denken im Projektmanagement?

Gerade im Projektalltag kommt es oft zu Situationen, in denen herkömmliche Ansätze versagen: Zeitpläne verzögern sich, Ressourcen sind begrenzt, oder die Anforderungen des Kunden ändern sich plötzlich. Ein Projektleiter, der elastisch denkt, erkennt diese Situationen frühzeitig, nimmt die „Elefanten im Raum“ wahr und hinterfragt die scheinbaren „Quick Fixes“, die kurzfristig Abhilfe schaffen, aber langfristig nichts ändern.


Ein Beispiel: Angenommen, ein Projekt gerät ins Stocken, weil ein Teammitglied überlastet ist. Der „einfache“ Ansatz wäre, jemand anderes kurzfristig mit der gleichen Aufgabe zu beauftragen.


Elastisches Denken würde jedoch bedeuten, die Teamstruktur zu hinterfragen: Warum ist dieses Teammitglied so stark ausgelastet? Gibt es im Team ungenutzte Kapazitäten, oder kann das Aufgabenmanagement optimiert werden? Diese Fragen führen oft zu tiefgreifenderen, nachhaltigeren Veränderungen.


Praktische Tipps für den Einsatz elastischen Denkens in Projekten


1. Bewusste Perspektivwechsel fördern

  • In Meetings oder Planungsrunden können Sie Ihre Teammitglieder bewusst dazu auffordern, die „andere Seite“ einzunehmen. Lassen Sie sie darüber nachdenken, wie eine Situation aus Kundensicht, aus der Sicht eines Außenstehenden oder eines Wettbewerbers wirken könnte. Dies fördert die Fähigkeit, sich flexibel und anpassungsfähig in verschiedenen Szenarien zurechtzufinden.

  • Praxis-Tipp: Lassen Sie die Teammitglieder eine Runde „über den Tellerrand blicken“ und stellen Sie bewusst provokative Fragen wie: „Was wäre, wenn wir das genaue Gegenteil dessen tun, was geplant ist?“


2. Annahmen hinterfragen und offen kommunizieren

  • In der Projektarbeit schleichen sich oft Annahmen ein, die nie explizit überprüft wurden. Elastisches Denken erfordert den Mut, diese Annahmen offen anzusprechen und zu diskutieren, insbesondere wenn sie nicht hinterfragt werden, weil sie „immer schon so waren“.

  • Praxis-Tipp: Führen Sie in regelmäßigen Abständen eine „Annahmen-Challenge“ durch, bei der jede Annahme auf den Prüfstand kommt. Fragen Sie: „Was wäre, wenn diese Annahme falsch ist? Welche Konsequenzen hätte das?“


3. Veränderungen als Chance sehen und akzeptieren

  • Projekte laufen selten exakt nach Plan, und Veränderungen sollten nicht als Scheitern, sondern als Lernmöglichkeit gesehen werden. Elastisches Denken ermöglicht eine konstruktive Haltung gegenüber Veränderungen, indem es das Team ermutigt, aus jedem unerwarteten Ereignis zu lernen und sich weiterzuentwickeln.

  • Praxis-Tipp: Machen Sie eine „Post-Mortem-Analyse“ zu einem festen Bestandteil des Projektabschlusses, bei der das Team reflektiert, was es durch die Herausforderungen gelernt hat und wie ähnliche Situationen zukünftig proaktiv angegangen werden können.


Die „Elefanten im Raum“ und die menschliche Seite des Projekterfolgs

Oft genug bleiben die „Elefanten im Raum“ – ungelöste, offensichtliche Probleme – unangesprochen. Elastisches Denken bedeutet, diese Dinge anzusprechen und aus der Komfortzone herauszutreten.


Eine der größten Herausforderungen in der Projektarbeit ist es, den Mut aufzubringen, problematische Teamdynamiken, veraltete Arbeitsweisen oder unproduktive Prozesse offen zu thematisieren.


Diese Art von Offenheit kann herausfordernd sein, aber langfristig stärkt sie das Vertrauen und die Integrität des Teams. Ein offener Dialog über Schwierigkeiten ist ein entscheidender Faktor für nachhaltige, authentische Veränderung.


Fazit

Elastisches Denken ist keine „einfache Lösung“, sondern eine anspruchsvolle und tiefgehende Denkweise, die das Potenzial hat, das Projektmanagement von Grund auf zu bereichern. Es fordert Projektleiter und Teams heraus, über den Tellerrand zu blicken und in schwierigen Situationen flexibel und kreativ zu bleiben. Wenn wir uns bewusst dafür entscheiden, starre Muster hinter uns zu lassen und unkonventionelle Lösungen in Betracht zu ziehen, können wir Projekte, Teams und ganze Organisationen transformieren.

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