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AutorenbildJörg Tausendfreund

In einer anderen Zeit


Wie das Vierordt'sche Gesetz dein Projektmanagement verändern kann – und warum du die Zeitwahrnehmung deiner Teams ernst nehmen solltest


Einführung

In der Welt des Projektmanagements wissen wir alle, dass Zeit oft der entscheidende Faktor für den Erfolg eines Projekts ist. Zeitmanagement, Deadlines und Meilensteine bestimmen den Rhythmus der Projektarbeit – doch wie zuverlässig ist eigentlich unsere Wahrnehmung von Zeit? Hier kommt das Vierordt'sche Gesetz ins Spiel, ein psychologisches Prinzip, das einen tiefgreifenden Einfluss auf die Planung und Steuerung von Projekten haben kann.


In diesem Artikel erfährst du, was das Vierordt'sche Gesetz besagt, wie es deine Projekte beeinflussen kann und welche Schritte du unternehmen kannst, um die Zeitwahrnehmung deiner Teams zu optimieren. Denn eine präzisere Einschätzung von Zeit ist nicht nur gut für die Effizienz – sie ist oft der Schlüssel für den Projekterfolg.


Was ist das Vierordt'sche Gesetz?

Das Vierordt'sche Gesetz, benannt nach dem deutschen Physiologen Karl Vierordt, besagt im Kern, dass Menschen die Dauer von Zeitintervallen je nach Länge unterschiedlich wahrnehmen:


  • Kurze Intervalle (z.B. kurze Aufgaben) neigen dazu, überschätzt zu werden.


  • Längere Intervalle (z.B. längere Projektphasen) neigen dazu, unterschätzt zu werden.


Mit anderen Worten: Wenn wir einen kleinen Task sehen, glauben wir oft, dass er mehr Zeit benötigt, als tatsächlich nötig wäre. Bei großen Aufgaben, die über längere Zeit laufen, tendieren wir hingegen dazu, optimistischer zu sein und zu unterschätzen, wie lange sie wirklich dauern werden.


Diese verzerrte Zeitwahrnehmung kann insbesondere im Projektmanagement problematisch werden, wenn es darum geht, Zeitpläne zu erstellen und die Effizienz zu steigern.


Beispiel: Stell dir vor, dein Team plant ein Projekt, das mehrere Monate dauern soll. Zu Beginn wirkt die erste Aufgabe – etwa die Stakeholder-Analyse – für das Team sehr umfangreich, und sie überschätzen die benötigte Zeit. Wenn dann jedoch längere Phasen kommen, wie die Umsetzungsphase, tendieren sie dazu, die benötigte Zeit zu unterschätzen und geraten möglicherweise unter Zeitdruck. Das Ergebnis? Ein verzerrter Projektplan, der von Anfang an die Realität nicht ganz trifft.


Die Auswirkungen des Vierordt'schen Gesetzes im Projektmanagement

Wenn wir die Verzerrungen durch das Vierordt'sche Gesetz nicht bewusst managen, kann dies zu erheblichen Problemen im Projektablauf führen:


  1. Zeitpläne werden unrealistisch – Durch das ständige Überschätzen und Unterschätzen einzelner Aufgaben und Phasen entstehen Pläne, die den tatsächlichen Arbeitsaufwand nicht abbilden.


  2. Teams geraten unter unnötigen Stress – Wenn längere Phasen zu optimistisch eingeschätzt werden, geraten Teams oft kurz vor den Deadlines unter Druck, was die Arbeitsqualität und die Moral negativ beeinflussen kann.


  3. Budgetüberschreitungen – Zeit ist Geld. Wenn die tatsächliche Projektdauer abweicht, steigen die Kosten für Ressourcen und Personal oft entsprechend.


  4. Vertrauensverlust – Wenn Projekte wiederholt die gesteckten Deadlines verfehlen, kann dies das Vertrauen der Stakeholder und Kunden beeinträchtigen.


Wie du das Vierordt'sche Gesetz im Projektmanagement anwendest

Um den negativen Effekten des Vierordt'schen Gesetzes entgegenzuwirken, ist es hilfreich, dieses Wissen direkt in die Planung und Steuerung von Projekten einfließen zu lassen. Hier sind einige praktische Schritte und Strategien:


1. Detaillierte Aufgabenplanung und -aufteilung

Eine der effektivsten Methoden, um Fehleinschätzungen zu reduzieren, besteht darin, Projekte in kleinere, klar definierte Aufgaben zu unterteilen. Anstatt eine große Aufgabe über einen längeren Zeitraum laufen zu lassen, teilst du sie in kleinere Abschnitte auf.


Beispiel: Anstatt „Stakeholder-Analyse“ als eine einzelne Aufgabe für mehrere Wochen zu planen, brich die Aufgabe herunter: Identifikation der Stakeholder, Erhebung der Bedürfnisse, Priorisierung und Dokumentation. Diese kleineren Tasks sind leichter abzuschätzen und machen die Arbeit weniger überwältigend.


2. Realistische Zeitrahmen festlegen

Wenn du das Vierordt'sche Gesetz im Hinterkopf behältst, solltest du bei der Festlegung von Zeitrahmen ein realistisches Maß an Vorsicht walten lassen. Plane für kurze Aufgaben tendenziell etwas weniger Zeit ein, als das Bauchgefühl dir sagt, und für lange Aufgaben etwas mehr.

Beispiel: Wenn eine Aufgabe wie das Schreiben eines Berichts auf den ersten Blick viel Zeit zu benötigen scheint, kalkuliere dennoch realistisch, um sicherzustellen, dass die Zeitangaben nicht übermäßig aufgebläht werden. Umgekehrt sollten langwierige Aufgaben wie "Projektumsetzung" großzügiger angesetzt werden, als es die Teammitglieder vielleicht vorschlagen würden.


3. Regelmäßige Überprüfung und Anpassung des Zeitplans

Ein statischer Plan funktioniert selten, insbesondere wenn wir wissen, dass unsere ursprüngliche Einschätzung verzerrt sein kann. Indem du regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen im Zeitplan einbaust, kannst du auf Veränderungen flexibel reagieren und Abweichungen korrigieren.


Beispiel: Plane wöchentliche oder zweiwöchentliche Review-Meetings ein, um den Fortschritt der Aufgaben zu bewerten und die verbleibende Zeit realistisch anzupassen. Dadurch stellst du sicher, dass der Plan stets die tatsächliche Lage widerspiegelt.


4. Erfahrungswerte nutzen und "historische Daten" einbauen

Lerne aus früheren Projekten und beziehe die Dauer ähnlicher Aufgaben aus der Vergangenheit in die Planung ein. So kannst du dich auf empirische Daten stützen und die Verzerrungen der Zeitwahrnehmung besser ausgleichen.


Beispiel: Wenn du weißt, dass die Projektdokumentation in der Vergangenheit immer länger gedauert hat, als erwartet, plane in diesem Bereich etwas mehr Zeit ein. Erfahrungswerte helfen dir, die Realität besser abzubilden, als rein auf Schätzungen zu vertrauen.


5. Bewusstsein im Team schaffen

Erkläre deinem Team das Vierordt'sche Gesetz und mache sie darauf aufmerksam, wie schnell Zeitpläne verzerrt werden können. Das schafft ein gemeinsames Verständnis und hilft allen Beteiligten, ihre eigenen Schätzungen bewusster und genauer zu gestalten.


Beispiel: Führe zu Beginn des Projekts eine kurze Schulung oder Diskussionsrunde zu Zeitwahrnehmung und Projektplanung durch. Wenn alle Beteiligten ein Grundverständnis für diese Verzerrungen haben, können sie ihre Schätzungen besser reflektieren.


Fazit: Das Vierordt'sche Gesetz als Hilfsmittel für erfolgreiches Projektmanagement

Das Vierordt'sche Gesetz zeigt uns, wie subjektiv unsere Zeitwahrnehmung tatsächlich ist. Wenn wir diese Verzerrung bewusst ins Projektmanagement einfließen lassen, können wir Zeitpläne realistischer gestalten, Ressourcen effizienter nutzen und den Stress im Team verringern.


Indem du detailliert planst, Erfahrungswerte nutzt und das Bewusstsein für Zeitwahrnehmung schärfst, legst du den Grundstein für ein erfolgreiches Projektmanagement, das sich an den tatsächlichen Gegebenheiten orientiert.


Projekte, die nach dem Prinzip des Vierordt'schen Gesetzes geplant und gesteuert werden, haben eine höhere Chance, im geplanten Zeitrahmen, Budget und mit zufriedenen Stakeholdern abgeschlossen zu werden.


Jetzt bist du dran!

Hast du schon Erfahrungen mit verzerrter Zeitwahrnehmung in Projekten gemacht? Teile deine Gedanken und Tipps in den Kommentaren!

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