Planungsoptimismus
- Jörg Tausendfreund
- vor 4 Tagen
- 2 Min. Lesezeit

Dein sicherer Weg in die Projektkatastrophe
Hallo, meine lieben Projektrealisten und ambitionierten Optimisten!
Hier schreibt euer Jörg Tausendfreund, Projektmanagement-Erklärer und der Mann, der so viele optimistisch geplante Projekte gesehen hat, die grandios in der Realität zerschellt sind, dass er inzwischen fast automatisch 30% mehr Zeit und Budget einkalkuliert, sobald jemand sagt: „Diesmal wird alles glattlaufen!“
Heute schauen wir uns ein Phänomen an, das in Unternehmen als Tugend gilt, in Wahrheit aber ein sicherer Garant fürs Scheitern ist: Planungsoptimismus.
Und ich sage euch gleich vorweg: Das ist keine Tugend. Das ist ein systematischer Denkfehler, der eure Projekte zuverlässig gegen die Wand fährt.
Warum dein Optimismus dein schlimmster Feind ist
Optimismus ist menschlich, sympathisch – und gefährlich. Besonders im Projektmanagement. Warum? Weil wir dazu neigen, die Zukunft zu rosig zu sehen. Die Folge: Zeitpläne, die jeder Realität spotten, Budgets, die nie reichen können, und Risiken, die systematisch ignoriert oder unterschätzt werden.
Die bittere Wahrheit: Der schlimmste Fehler im Projektmanagement ist nicht schlechte Planung, sondern übertriebener Optimismus.
Wenn eure Unternehmenskultur dann auch noch unrealistische, „ambitionierte“ Pläne belohnt und realistische Einschätzungen als mangelnden Ehrgeiz abtut, habt ihr perfekte Voraussetzungen für eine Katastrophe geschaffen.
Wie Planungsoptimismus Projekte versenkt – die drei größten Fallen
1. Unrealistische Zeitschätzungen
Projekte, die „diesmal wirklich ganz schnell“ abgeschlossen sein sollen, dauern regelmäßig doppelt so lange.
2. Knapp kalkulierte Budgets
Das Budget ist auf Kante genäht, weil „wir unbedingt effizient sein wollen“. Realität: Finanzielle Notoperationen mitten im Projekt.
3. Ignorierte Risiken
Risiken werden kleingeredet („Passiert schon nicht!“). Wenn sie eintreten, sind die Folgen verheerend.
Wie du den Planungsoptimismus endlich zähmst & Jörg's Praxistipps
1. Reference Class Forecasting nutzen
Hör auf zu glauben, dass dein Projekt einzigartig ist.
Vergleiche dein Vorhaben systematisch mit ähnlichen Projekten und deren realen Zahlen.
Praxistipp: Leg eine Liste mit Vergleichsprojekten an. Analysiere deren tatsächliche Dauer, Kosten und Risiken – und passe deine Planung entsprechend realistisch an.
2. 30%-Puffer oder Critical Chain einbauen
Schätze jede Zeitplanung grundsätzlich großzügiger ein, als dein optimistischer erster Impuls dir vorgaukelt.
Implementiere systematische Puffer nach der Critical-Chain-Methode, um realistisch zu bleiben.
Praxistipp: Rechne bei jedem Projekt einen Standardaufschlag von 30% ein. Wenn dein Management meckert, erklär ihnen die wahren Kosten zu optimistischer Planung.
3. Prä-Mortem-Analysen durchführen
Statt naiv zu hoffen, dass alles gut läuft, stell dir vor, das Projekt wäre gescheitert.
Analysiere dann rückblickend: Was wäre der Grund für das Scheitern gewesen?
Praxistipp: Mach mit deinem Team eine Prä-Mortem-Session. Je dramatischer die Szenarien, desto realistischer werden die Lösungen.
Fazit: Realismus schlägt Optimismus – jedes Mal
Es geht nicht darum, pessimistisch zu sein. Es geht darum, realistisch zu planen und den eigenen Planungsoptimismus kritisch zu hinterfragen. Denn nur realistische Planungen bringen euch ans Ziel.
Also, liebe Projektverantwortliche: Legt eure rosaroten Brillen zur Seite. Plant realistisch, kalkuliert vernünftig und schafft eine Kultur, in der Realismus nicht als Schwäche, sondern als strategische Stärke gilt.
Bis zum nächsten Mal.
Jörg Tausendfreund
Projektmanagement-Erklärer & Freund der realistischen Planung
P.S.: Wenn du beim nächsten Projekt wieder denkst: „Das schaffen wir diesmal bestimmt schneller!“ – rechne nochmal nach. Dein zukünftiges Ich wird dir danken. 😉
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