VUCA: Zwischen Chaos und Kontrolle
- Jörg Tausendfreund
- 15. Aug.
- 3 Min. Lesezeit

Wie du als Projektleiter das Ruder behältst
Hallo, meine lieben Sturmsegler und Planfetischisten!
Hier ist wieder euer Jörg Tausendfreund, Projektmanagement-Erklärer und der Mann, dem der Kaffee öfter kalt wurde, als so mancher Projektplan realistisch war.
Ich erinnere mich an den Morgen, an dem Projekt Phönix zur Fata Morgana wurde:
neue Kundenwünsche über Nacht,
Lieferant ausgefallen,
Schnittstellen-Kuddelmuddel
und plötzlich war unser Plan nur noch Deko.
Willkommen in der Projekt-Realität.
Das hier hat einen Namen: VUCA.
Und bevor du die Segel streichst: VUCA ist kein Schicksal. Es ist ein Spielfeld – mit Regeln, die man beherrschen kann.
VUCA verstehen, um wieder handlungsfähig zu werden
Volatilität (Volatility) – der Wind dreht ständig.
Unsicherheit (Uncertainty) – der Nebel nimmt dir die Sicht.
Komplexität (Complexity) – alles hängt mit allem zusammen.
Ambiguität (Ambiguity) – es fehlt die Landkarte.
Die gute Nachricht: Es gibt Gegenmittel!
VUCA – und was du konkret dagegen tust
1) Volatilität → Agil reagieren statt starr planen
In Sprints denken: Wochenzyklen, Review & Kurskorrektur statt Jahresorakel.
Team empowern: Entscheidungen dort treffen, wo die Information ist – nicht im Elfenbeinturm.
Visuelle Steuerung: Kanban/Boards machen Prioritäten sichtbar und verhandelbar.
2) Unsicherheit → Verstehen statt raten
Szenarien statt Prognosen: Best/Worst/Most‑Likely – vorbereiten, nicht wahrsagen.
Wissensradar aktivieren: Expert:innen sprechen, Branchenreports lesen, Netzwerke zapfen.
Bessere Fragen stellen: Wahrscheinlichkeiten & Auswirkungen statt Wunschdenken.
3) Komplexität → Klarheit schaffen
System sichtbar machen: Mindmaps/Abhängigkeitsdiagramme – wer beeinflusst wen?
Rollen & Wege klären: Wer entscheidet? Wen informieren wir wann?
Chunk it: Große Ungetüme in kleine handhabbare Pakete zerlegen.
4) Ambiguität → Experimentieren, schnell lernen
Hypothesen formulieren: „Wir glauben, dass…“ – und testen.
Prototyp/MVP: Klein bauen, Feedback holen, iterieren.
Fehler als Daten: Lernen zählt, Recht‑haben ist optional.
Jörgs VUCA‑PRIME²: Vom Reagieren ins Gestalten
Ein handliches Gegenmodell für den Alltag – ohne Buzzword‑Yoga:
Vision: Ein klares Wozu und ein greifbares Zielbild (auch, wenn der Weg schwankt).
Understanding: Fakten heben, Annahmen markieren, Szenarien pflegen.
Clarity: Strukturen, Verantwortlichkeiten, Entscheidungslogik – schwarz auf weiß.
Agility: Kurze Zyklen, schnelle Feedbacks, mutige Anpassungen.
+ Prime‑Extras: Cadence (fester Takt für Review/Decisions) & Commitments (verbindliche Zusagen im Team).
Praxis: Phönix stabilisieren – so geht’s in 14 Tagen
Tag 1–2: Lagebild Common Board aufsetzen (Ziele/Blocker/Entscheidungen), Datenlage bereinigen, Verantwortungen scharf ziehen.
Tag 3–5: Takt & Transparenz Weekly One‑Pager (Ziel, Fortschritt, Blocker, Entscheidungen), Daily 10‑Min‑Standups, Decision‑SLA (48h) + Decision‑Log aktivieren.
Tag 6–10: Risiken & Experimente Risiko‑Radar (Top‑5 mit Gegenmaßnahmen), zwei Mini‑Experimente (MVP/Alternative Lieferantenkette) mit klaren Messpunkten.
Tag 11–14: Kurskorrektur Review der Ergebnisse, Prioritäten nachschärfen, neue Zusagen, Kommunikationspaket an Stakeholder.
Ergebnis: Weniger Meetings, schnellere Entscheidungen, sichtbare Fortschritte – und ein Team, das wieder steuert statt getrieben wird.
Fünf sofort umsetzbare Schritte (ab heute)
VUCA‑Diagnose: Welcher Buchstabe (VUCA) ist bei euch am lautesten? (Skaliert 1–5.)
Entscheidungstakt: Führt eine 48h‑Entscheidungsfrist + öffentliches Decision‑Log ein.
Szenario‑Set: Drei Szenarien auf einer Seite – mit klaren Triggern fürs Umschalten.
Systemkarte: Eine Seite Abhängigkeiten & Verantwortlichkeiten – A3 reicht.
Hypothesenliste: Top‑3 Annahmen explizit machen, in 2 Wochen testen.
Typische Fallstricke – und wie du sie vermeidest
Plan‑Fetisch: Pläne sind Werkzeuge, keine Fesseln. Kurskorrektur ist Stärke, nicht Schwäche.
Dashboard‑Beruhigung: Bunte Charts sind keine Entscheidungen. Zähl getroffene Entscheidungen pro Woche.
Silent Risk: Risiken, die keiner ausspricht, sind am teuersten. Risiko‑Talks ritualisieren.
Fazit: VUCA besiegt man nicht – man beherrscht es
Die Welt bleibt stürmisch.
Aber du kannst lernen, souverän zu segeln.
Zerlege das Chaos, setz einen Takt, entscheide schneller – und nutze Experimente, um die Landkarte zu zeichnen, die es noch nicht gibt.
Bis zum nächsten Mal.
Jörg Tausendfreund
Projektmanagement-Erklärer & VUCA-Versteher
P.S.: Falls dein Kaffee heute kalt geworden ist: Willkommen im Club. Entscheidend ist, was du jetzt tust – nicht, wie heiß der Kaffee war. Wenn du willst, packe ich dir eine knackige VUCA‑Selbstdiagnose hier als Link mit dazu (https://joerg405696.typeform.com/vucatest). 😉
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