KI entlarvt Führung – gnadenlos.
- Jörg Tausendfreund
- 15. Aug.
- 3 Min. Lesezeit

Und das ist gut so.
Hallo, meine lieben Projektkapitäne und Entscheidungsakrobat:innen!
Hier ist wieder euer Jörg Tausendfreund, Projektmanagement-Erklärer – der Mann, der schon mehr Führungsmythen platzen sah als Projektpläne.
Meine These heute: Künstliche Intelligenz entlarvt Führung.
Sie zeigt schonungslos, wo Führung wirkt – und wo sie nur beschäftigt. Wer nur verwaltet, fliegt auf. Wer wirklich führt, gewinnt.
Warum mir das wichtig ist? Weil ich seit Jahren in Projekten erlebe, wie viel Zeit wir in Symptombehandlung stecken: mehr Status, mehr Meetings, mehr Folien. KI beschleunigt alles – auch die Blödsinnsrate.
Ohne klare Führung produziert sie schneller, was keiner braucht. Mit klarer Führung wird sie zum Turbo für Fokus, Tempo und Qualität.
Was KI wirklich sichtbar macht (und weshalb sich manche davor fürchten)
Entscheidungslatenz Wie lange bleibt eine Entscheidungsanfrage unbeantwortet? KI-gestützte Workflows protokollieren hart: 18 Stunden, 3 Tage, 2 Wochen. Plötzlich ist messbar, wo Projekte wirklich hängen – selten im Team, oft „oben“.
Priorisierungskompetenz KI kann 100 Tickets sortieren. Aber welches Ziel verfolgen wir? Wenn Führung Ziele schwammig lässt, wird auch die beste Sortierung nur schönes Chaos.
Kommunikationsqualität Zusammenfassungen, Sentiment-Analysen, Widerspruchserkennung – KI spiegelt, ob deine Botschaften klar sind oder nur Lärm. Bullshit-Bingo wird messbar.
Problemframing KI löst Probleme, die du gut formulierst. Wer das „Wozu?“ nicht klärt, bekommt brillante Antworten auf irrelevante Fragen.
Verantwortungstransparenz Decision Logs, Ownership-Tracker, Audit-Trails – plötzlich ist sichtbar, wer entschieden hat (oder eben nicht). Ausreden verlieren an Wirkung.
Die fünf gefährlichsten Selbsttäuschungen im KI-Zeitalter
„Wir haben jetzt ein Dashboard, also sind wir datengetrieben. “Nein. Ihr seid diagrammgetrieben. Datenkompetenz entsteht aus Fragen, nicht aus Farben.
„Prompting ersetzt Denken.“ Falsch. Schlechte Prompts verstärken schlechte Führung. KI skaliert Klarheit – oder Verwirrung.
„KI ist der Rettungsanker.“ Wenn Ziele unklar sind, zieht euch KI nur schneller in die falsche Richtung.
„Wir sparen jetzt Meetings.“ Nur wenn ihr Entscheidungen trefft. Sonst generiert ihr schönere Protokolle vom selben Leerlauf.
„Ethik? Später.“ Später heißt nie. Transparenz, Datenschutz, Bias-Prüfung gehören ins Setup – nicht in den Notfall.
Worin KI gute Führung sofort stärkt
Fokuszeit: Automatisierte Protokolle, Aktionslisten und Handlungszusammenfassungen schaffen Zeit zum Führen statt zum Formatieren.
Risiko-Radar: Mustererkennung über Tickets, Incidents, Stimmungsdaten – Risiken tauchen früher auf, Eskalationen werden planbar.
Wissenshygiene: KI kuratiert Wissensbasen, hebt Duplikate auf, findet Lücken. Projekte lernen schneller – und vergessen weniger.
Stakeholder-Intelligenz: KI bündelt Feedback und erkennt Spannungen. Führung kann schneller vermitteln, bevor’s knallt.
Das LEAD‑AI-Framework – mein Fahrplan für Führung mit KI
L – Lage klären Zweck, Ziel, "Done"-Kriterien. Erst Sinn, dann System. Formuliere Probleme in Klartext: Kontext, Zielbild, Constraints.
E – Evidenz heben Welche Daten liegen vor? Welche fehlen? Definiere bewusst Qualitätsstandards (Aktualität, Quelle, Vollständigkeit).
A – Automatisieren, was nervt Status, Minutes, To‑Dos, Recherchen. Befreie dein Team von Admin‑Ballast. Automatisiere wiederkehrend – nicht einmalig.
D – Entscheidungen beschleunigen Richte Entscheidungs‑SLAs (24/48/72h) und ein Decision Log ein. Lass KI offene Punkte tracken, Optionen verdichten, Konsequenzen aufzeigen.
AI – Assistent, nicht Chef KI berät, du verantwortest. Lege Guardrails fest: Datenzugriff, Bias‑Checks, Transparenzpflicht („KI hat mitgewirkt“).
Praxisteil: So sieht das im Projektalltag aus
Beispiel: Von Status-Overkill zu Führungsfokus in 4 Wochen
Ein Plattformprojekt ersäuft in Meetings und Tickets.
Wir etablieren Decision‑SLAs, ein KI‑gestütztes Decision Log, lassen Status & Risiken automatisch verdichten und führen Weekly One‑Pager ein: Zielbild, Fortschritt, Blocker, Entscheidungen – eine Seite, kein Theater.
Ergebnis: weniger Meetings, schnellere Entscheidungen, klarere Prioritäten.
Fünf sofort umsetzbare Schritte
Decision‑SLA + Log: Max. Antwortzeiten festlegen, KI trackt, wer bremst.
CLEAR‑Prompts einführen: Context, Limits, Examples, Action, Role – das Standardformat für alle Team‑Prompts.
Weekly One‑Pager: KI generiert Entwürfe, Führung schärft. Eine Seite, vier Rubriken.
Risiko‑Radar: KI markiert Muster (z. B. wiederkehrende Blocker), ihr priorisiert Gegenmaßnahmen.
Ethik‑Checkliste: Datenschutz, Quellenlage, Bias‑Review – vor dem Go‑Live abhaken.
Typische Fallstricke – und wie ihr sie vermeidet
Shiny‑Dashboard‑Syndrom: Erfolg = getroffene Entscheidungen, nicht bunte Charts.
Prompt‑Ping‑Pong: Standardisiert Prompts, teilt Best‑Practices.
Automatisierungs‑Folklore: Erst Prozesse entrümpeln, dann automatisieren. Sonst skaliert ihr Ineffizienz.
Fazit: KI ist der Spiegel. Führung ist das Gesicht.
KI zeigt, was ist: Entscheidungslücken, Priorisierungschaos, Kommunikationsnebel – oder eben Klarheit, Tempo und Wirkung.
Nutze KI als Spiegel und Verstärker deiner Führung.
Wer Haltung, Richtung und Verantwortung mitbringt, wird mit KI schneller und besser.
Wer sich versteckt, wird sichtbar – und ersetzbar.
Bis zum nächsten Mal.
Jörg Tausendfreund
Projektmanagement-Erklärer & KI-Protagonist
P.S.: Wenn ihr bei „KI einführen“ zuerst an Tools denkt und nicht an Entscheidungen, fangt nochmal vorn an. Die beste KI der Welt kann keine Führung ersetzen – aber sie macht sehr schnell sichtbar, wer führt und wer nur so tut. 😉








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