Authentische Führung vs. situative Anpassung
- Jörg Tausendfreund
- 24. Juli
- 3 Min. Lesezeit

Warum dein Führungsstil kein starres Korsett sein darf
Hallo, meine lieben Führungshelden und Anpassungskünstler!
Hier ist wieder euer Jörg Tausendfreund, Projektmanagement-Erklärer und der Mann, der zu viele Führungskräfte erlebt hat, die an ihrer eigenen Starrheit gescheitert sind, weil sie entweder verzweifelt „authentisch“ sein wollten oder sich permanent verbiegen, bis niemand mehr weiß, wofür sie eigentlich stehen.
Heute reden wir über ein Thema, das so kontrovers diskutiert wird wie kaum ein anderes: authentische Führung versus situative Anpassung. Und ich sage euch gleich vorweg: Wer hier nur schwarz oder weiß denkt, hat verloren.
Authentische Führung: Wertvoll oder doch nur starre Selbstinszenierung?
„Sei einfach du selbst!“ Klingt gut, oder? Doch so einfach ist es nicht. Authentische Führung ist ein populärer Begriff, der in Führungskreisen gefeiert wird. Sie basiert auf vier Säulen: Selbstbewusstsein, Transparenz, Offenheit und moralischer Integrität. Klingt erst mal richtig.
Doch Achtung: In der Realität hat dieses Konzept Fallstricke. Was in einer Kultur als authentisch gilt, wirkt in einer anderen unangemessen. Zudem führt der Anspruch, „immer authentisch“ zu sein, zu gefährlicher Starrheit. Wer immer derselbe bleiben will, verliert die Fähigkeit zur notwendigen Anpassung.
Situative Anpassung: Flexibel oder inkonsequent?
Demgegenüber steht die situative Führung – die Kunst, deinen Stil flexibel anzupassen, je nach Situation und Kontext. Der Vorteil? Maximale Flexibilität. Du kannst schneller reagieren, situativ genau die richtigen Entscheidungen treffen.
Aber auch hier liegt eine Gefahr: Zu starke Anpassung wirkt schnell opportunistisch, inkonsequent und unecht. Wer ständig seine Position wechselt, verliert Vertrauen.
Warum Authentizität nicht genug ist – und Flexibilität alleine scheitert
In einem meiner Lieblingsprojekte habe ich die Product Ownerin Anna erlebt: hoch authentisch, voller Integrität. Doch ihre Führung scheiterte beinahe, weil sie sich in internationalen Meetings kulturell zu wenig anpasste. Ihr Stil war zu direkt für einige Stakeholder. Erst als sie lernte, flexibel zwischen ihrer authentischen Klarheit und diplomatischer Anpassung zu wechseln, gewann sie echten Einfluss.
Umgekehrt erlebte ich einen technischen Projektleiter, der seine Persönlichkeit täglich veränderte – je nachdem, wem er begegnete. Niemand wusste mehr, wofür er eigentlich stand. Er verlor das Vertrauen seines Teams komplett. Anpassung allein ist genauso gefährlich wie rigide Authentizität.
Neurowissenschaft trifft Führungspraxis – Die Wahrheit ist komplexer
Neurowissenschaftliche Erkenntnisse zeigen deutlich: Unser Gehirn ist hochplastisch. Die Idee eines einzigen, stabilen „authentischen Selbst“ ist längst überholt. Wir alle haben mehrere authentische Seiten, die wir situativ aktivieren können. Die Herausforderung ist, authentisch zu bleiben, während wir flexibel reagieren.
Die goldene Mitte: Authentische Flexibilität
Der Schlüssel liegt in der „authentischen Flexibilität“: Du hältst konsequent an deinen Kernwerten fest, während du dein Verhalten und deine Kommunikation geschickt an verschiedene Situationen anpasst. Das ist die Kunst, nicht zu verbiegen, sondern authentisch unterschiedliche Aspekte deiner Persönlichkeit zu zeigen.
Dr. Meilensteins Praxistipps für authentisch-flexible Führung
1. Reflektiere regelmäßig deine Kernwerte
Klarheit über eigene Werte schafft das Fundament, auf dem situative Anpassung sicher steht.
Frage dich regelmäßig: Welche meiner Werte sind unverhandelbar? Wo kann ich flexibel sein, ohne mich zu verlieren?
2. Übe kulturelle Agilität bewusst
Erweitere deine Führungswerkzeuge, um unterschiedliche kulturelle Erwartungen erfüllen zu können, ohne deine Werte zu verraten.
Setze bewusst Akzente, passe aber den Stil situativ an – ähnlich einem guten Musiker, der seine Melodie variieren kann, ohne das Grundthema zu verlieren.
3. Sei offen über Anpassungen
Kommuniziere deinem Team transparent, warum du bestimmte Anpassungen vornimmst. Authentizität bedeutet auch Ehrlichkeit über eigene Flexibilität.
4. Bleib authentisch in deiner Absicht, nicht nur in deiner Ausdrucksweise
Authentizität zeigt sich nicht nur in der äußeren Form, sondern vor allem darin, dass du konsequent deine Ziele und Absichten vertrittst, auch wenn dein Verhalten variieren muss.
5. Fordere und nutze aktiv Feedback
Lass dich von deinem Team regelmäßig spiegeln. Nutze kritisches Feedback, um deine Balance zwischen Authentizität und Anpassung immer wieder neu zu justieren.
Fazit: Authentische Führung braucht Anpassungsfähigkeit – und Anpassung braucht einen festen Kern
Wer glaubt, authentisch zu sein bedeute, immer gleich zu handeln, übersieht, dass wahre Authentizität komplex und vielfältig sein kann. Wer glaubt, situative Anpassung bedeute, ständig seine Haltung zu wechseln, verliert das Vertrauen anderer. Die Lösung liegt in der „authentischen Flexibilität“ – dem klugen, bewussten Zusammenspiel aus konsequenten Werten und situationsgerechtem Verhalten.
Führungskräfte, die diese Balance beherrschen, sind keine Fähnchen im Wind und keine starren Säulen. Sie sind geschmeidige, starke Brücken, die unterschiedliche Menschen und Situationen miteinander verbinden.
Also, liebe Führungskräfte und Projektverantwortliche: Setzt euch mit eurer persönlichen Authentizität auseinander und lernt, sie flexibel einzusetzen. Eure Teams, eure Projekte und euer Erfolg werden euch danken!
Bis zum nächsten Mal.
Jörg Tausendfreund
Projektmanagement-Erklärer & der echten Führung im Projekt
P.S.: Wenn ihr das nächste Mal denkt: „So bin ich eben!“, fragt euch stattdessen: „Wer muss ich in dieser Situation sein, um effektiv zu führen, ohne mich zu verbiegen?“ Authentizität und Flexibilität schließen sich nicht aus – sie sind euer stärkstes Führungsinstrument. 😉
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