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Das Führungsdreieck

Das Führungsdreieck: Warum gute Führung dreidimensional denkt.
Das Führungsdreieck: Warum gute Führung dreidimensional denkt.

Warum gute Führung dreidimensional denkt.


Hallo, meine lieben Führungskräfte, Navigationskünstler und Gleichgewichtsakrobaten!


Hier ist wieder euer Jörg Tausendfreund, Projektmanagement-Erklärer und der Mann, der schon zu viele Führungskräfte scheitern sah, nicht weil sie inkompetent waren, sondern weil sie eindimensional dachten.


Meine These:


Führung ist kein Drahtseilakt zwischen zwei Polen – sie ist ein Tanz auf einem Dreieck.


Wer glaubt, Führung sei nur Balance zwischen Menschen und Ergebnissen, spielt Schach mit nur zwei Figuren. In Wahrheit bewegen wir uns in einem dreidimensionalen Spannungsfeld aus Aufgabe, Beziehung und Vertrauen–Kontrolle.Und genau dort entscheidet sich, ob du dein Team führst – oder beschäftigst.




1. Führung ist kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch

Führung im Jahr 2025 ist kein lineares Spiel mehr.


Sie ist dynamisch, paradox, voller Spannungen. Das alte Denken – “Ich bin aufgabenorientiert“ oder “Ich bin beziehungsorientiert“ – ist so nützlich wie ein Faxgerät in einem Videocall.


Das Führungsdreieck verbindet drei Kräfte, die sich nicht ausschließen, sondern gegenseitig verstärken – wenn du sie orchestrierst statt gegeneinander ausspielst.




2. Die drei Dimensionen des Führungsdreiecks

Aufgabenorientierung – vom “Was” zum “Wofür”


Klassische Führung fragt: Was ist zu tun?Moderne Führung fragt: Wofür tun wir es?

Wenn du Aufgaben nicht nur verteilst, sondern Bedeutung gibst, entsteht Selbstverantwortung. Sinn ist das stärkste Führungstool – aber nur, wenn du ihn teilst.


Beispiel: Ein Entwicklungsteam soll eine neue App-Funktion liefern.


Der alte Ansatz: „Bis Freitag fertig, KPI X muss stimmen.“


Der neue Ansatz: „Lasst uns verstehen, welchen Schmerz wir beim Kunden lösen – und warum das zählt.“


Der Effekt: Das Team codet nicht mehr Features, sondern Lösungen.


Regel:

Gute Führung definiert keine Aufgaben. Sie definiert den Zweck der Aufgaben.

Beziehungsorientierung – psychologische Sicherheit, nicht Harmonie


Beziehung ist kein Kuschelkurs. Sie ist der Container, in dem du Spannung aushalten kannst. Echte Beziehungsarbeit bedeutet, Konflikte produktiv zu machen, nicht sie zu vermeiden.


Ein stabiles Team ist kein Team ohne Streit – es ist eines, das streiten kann, ohne zu zerbrechen.


Beispiel: Eine Führungskraft eröffnet jedes Projekt-Review mit: „Ich fang an: Mein größter Fehler diese Woche war…“ Nicht als Geste, sondern als Haltung.


Das Signal: Hier darfst du dich zeigen. Hier darfst du lernen.


Das Ergebnis: Konflikte kommen früher auf den Tisch, Feedback wird ehrlicher, Entscheidungen schneller.


Regel:

Beziehungspflege heißt nicht, nett zu sein – sondern echt.

Vertrauen–Kontrolle – die Doppelhelix moderner Führung


Vergiss die Wippe. Vertrauen und Kontrolle sind keine Gegensätze – sie sind zwei Seiten derselben DNA.


Vertrauen ohne Kontrolle ist Naivität. Kontrolle ohne Vertrauen ist Micromanagement.


Das Geheimnis liegt in der Architektur: Kontrolliere Rahmen und Ergebnisse, vertraue auf Wege und Menschen.


Beispiel: Ein Vertriebsteam definiert gemeinsam, ab welchem Dealvolumen ein „Deal Review“ stattfinden muss. Sie schaffen eigene Kontrollpunkte – nicht gegen sich, sondern für ihre Sicherheit.


Regel:

Kontrolle wird zur Führungskraft, wenn sie als Service verstanden wird – nicht als Sanktion.



3. Die Kunst der Navigation

Der Punkt im Dreieck, an dem du stehst, ist nie statisch. Er verschiebt sich mit Kontext, Team, Krise, Reifegrad.


  • Neues Teammitglied? Mehr Struktur, mehr Beziehung, weniger Vertrauen auf Autopilot.


  • Krise? Klare Aufgaben, straffe Kontrolle – aber auf Basis gewachsener Beziehungen.


  • Routinephase? Vertrauen hoch, Kontrolle smart, Beziehung stabil.


Führung ist keine Position. Führung ist Bewegung.



4. Werkzeuge für das Navigieren im Dreieck

1. Kontextuelle Transparenz

Teile nicht nur Ziele, sondern auch Dilemmata. „Ich will euch zeigen, welche Spannungen ich selbst gerade managen muss.“ Das schafft Mitdenken statt Abnicken.


2. Mikroexperimente statt Makroveränderungen

Teste neue Vertrauensgrade in kleinen, reversiblen Schritten. Delegiere z. B. für zwei Wochen die Moderation eures Teammeetings – und besprecht, was passiert ist.


3. Feedback-Loops designen

Mach Kontrolle zu einem Lerninstrument: Retrospektiven sind nicht nur Rückblick – sie sind Kontrolle und Vertrauensbeweis in einem.


4. Beziehung durch Aufgabe

Nichts schweißt mehr zusammen als ein gemeinsamer Struggle. Such dir bewusst eine Aufgabe, an der ihr euch reibt – und wachst.




5. Die häufigsten Führungsfallen

Falle 1: Die Komfort-Dimension

Jede Führungskraft hat eine Lieblings-Ecke. Techies flüchten in Aufgaben, Empathen in Beziehung, Kontrollfreaks in… na ja. Unter Druck rutscht jeder in seine Komfortzone.


Gegenstrategie:

Mach deine Komfortzone sichtbar – und verlasse sie bewusst. Führung passiert draußen.



Falle 2: Die Pseudo-Balance

„Ein bisschen von allem“ klingt vernünftig – ist aber lähmend. Führung ist kein Smoothie, sondern gezieltes Austarieren.


Gegenstrategie:

Lebe bewusst temporäre Extreme. Sag: „Diese Woche sind wir voll aufgabenorientiert – nächste Woche Fokus Beziehung.“



Falle 3: Die Konsistenz-Illusion

Der Versuch, für alle gleich zu führen, scheitert an der Realität. Menschen sind unterschiedlich – also braucht Führung Differenzierung.


Gegenstrategie:

Führe situativ, nicht symmetrisch. Unterschiedliche Menschen brauchen unterschiedliche Führung.




6. Der Selbsttest – Wo stehst du im Führungsdreieck?

Bewerte dich selbst von 1 (trifft nicht zu) bis 5 (trifft voll zu):


  1. Ich kann erklären, wie Aufgaben, Beziehungen und Kontrolle sich gegenseitig beeinflussen.


  2. Ich ändere meine Führungslogik bewusst, je nach Team oder Situation.


  3. Ich teile mit meinem Team, warum ich gerade welchen Führungsfokus setze.


  4. Ich nutze Konflikte als Lernchancen, nicht als Belastung.


  5. Ich messe Vertrauen an Verhalten, nicht an Sympathie.


  6. Ich führe Kontrolle so, dass sie hilft, nicht hemmt.


  7. Ich habe keine „Lieblingsdimension“, sondern navigiere situativ.


  8. Ich kann klar benennen, welche Dimension mir am schwersten fällt – und arbeite daran.


  9. Mein Team versteht das Führungsdreieck und nutzt es aktiv.


  10. Ich reflektiere regelmäßig, wie sich mein Führungsstil im Dreieck verändert.


Auswertung:

  • 40–50 Punkte: Du bist ein Navigator. Du bewegst dich souverän im Dreieck, und dein Team spürt das.

  • 25–39 Punkte: Du bist ein Balancer. Du erkennst die Spannungen, musst aber noch bewusster steuern.

  • <25 Punkte: Du bist ein Ein-Dimensionaler. Gut in einer Ecke, blind für die anderen – Zeit, das Spielfeld zu erweitern.




7. Wenn dein Team das Dreieck mit dir navigiert

Die Meisterklasse beginnt, wenn du das Führungsdreieck zum Gesprächsthema machst. Frag im Team:


  • „Wo stehen wir aktuell im Dreieck?“


  • „Wo sollten wir hin?“


  • „Welche Ecke vernachlässigen wir gerade?“


Wenn dein Team diese Fragen beantworten kann, führst du nicht mehr allein – du ermöglichst Führung.




8. Fazit: Führung ist Geometrie mit Haltung

Exzellente Führung entsteht nicht, wenn du die Spannungen vermeidest – sondern wenn du sie orchestrierst. Das Führungsdreieck ist kein Modell, sondern eine Landkarte für echte Wirksamkeit.


Wenn du dich darin bewegst, verschiebt sich Führung von Kontrolle zu Bewusstheit, von Druck zu Dynamik, von Reaktion zu Navigation.


Bis zum nächsten Mal.


Jörg Tausendfreund

Projektmanagement-Erklärer & Freund einer gelingenden Führungsgeometrie


P.S.: Wenn du heute nur einen Schritt gehst, dann diesen: Frag dein Team morgen früh: „Wo stehen wir gerade im Dreieck – und wo sollten wir eigentlich stehen? “Mehr Führung passt nicht in einen Satz.

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