Projektmanagement H2/2025
- Jörg Tausendfreund
- 5. Okt.
- 4 Min. Lesezeit

Acht Trends, die Führung verlangen (und was du jetzt daraus machst)
Hallo, meine lieben Projektkapitäne und Portfolio-Dompteure!
Hier ist wieder euer Jörg Tausendfreund, Projektmanagement-Erklärer und der Mann, der Trends nicht sammelt, sondern in Bewegung übersetzt. Die zweite Jahreshälfte 2025 bringt nicht noch mehr Tools, sondern mehr Führungspflicht.
Acht Kräfte drücken aufs System – und alle fragen dasselbe: Gestaltest du, oder reagierst du nur?
1. KI wird vom Werkzeug zum strategischen Partner
Vorbei ist die Zeit, in der Künstliche Intelligenz ein nettes Gimmick war, das ein paar Reports generierte.
Im zweiten Halbjahr 2025 wird KI endgültig zum Co-Piloten der Führung. Sie schreibt nicht nur Protokolle, sie schlägt Szenarien vor, simuliert Trade-offs und verdichtet komplexe Daten zu Entscheidungsvorlagen.
Aber: Ohne Kontext bleibt sie blind. Behandle KI wie einen fähigen Junior-Analysten – intelligent, aber nicht allwissend. Führung bleibt in der Verantwortung, Richtung zu geben und ethische Leitplanken zu definieren. Wer das beherrscht, gewinnt Geschwindigkeit und Tiefe zugleich.
Tipp: Starte mit zwei klaren Anwendungsfällen – z. B. einem Risiko-Radar und einem Status-Entwurf. Und formuliere dafür deine KI-Guardrails: Zweck, Datenqualität, Quellenpflicht und Human-in-the-Loop. Das ist keine Bürokratie, sondern Selbstschutz.
2. Automatisierte Datennutzung verändert die Steuerungslogik
Excel ist tot – es weiß nur noch keiner. Stattdessen kommen automatisierte Datenflüsse aus Tickets, Kalendern, Tools und Chats. Klingt gut? Ist es auch – wenn du deine Kennzahlen im Griff hast.
2025 zählt nicht mehr, wie viele Daten du hast, sondern welche du nutzt, um zu entscheiden.
Das erfordert einen klaren KPI-Backbone: drei bis fünf belastbare Kennzahlen, die deine Projekte wirklich steuern – etwa Cycle Time, Forecast-Güte oder Rework-Quote.
Wer alles misst, misst nichts. Wer fokussiert, gewinnt. Und wer Mut hat, manuelle Reports innerhalb von 30 Tagen abzuschaffen, spart jeden Monat Lebenszeit.
3. Individuelle Belastungsgrenzen werden zur Führungsaufgabe
Leistung ist endlich. Fokus ist wertvoller als Geschwindigkeit.
Die Realität: Viele Teams laufen nicht zu langsam, sondern in zu viele Richtungen gleichzeitig.
WIP-Limits (Work in Progress) sind kein agiles Modewort, sondern eine Überlebensstrategie. Drei aktive Tasks pro Person, klare Fokuszeiten und Meeting-freie Fenster wirken Wunder.
Eine Führungskraft, die Kapazität schützt, sichert Qualität.
Setze lieber auf Sequenz statt Parallelität: ein Projekt fertig, statt fünf halbgar. Das ist keine Einschränkung – das ist Multiplikation von Wirkung.
4. Kommunikation wird zur strategischen Projektdisziplin
„Communication is key“ steht in jeder Folie, aber selten im Plan.
2025 ändert sich das: Kommunikation wird ein eigener Workstream.
Sie bekommt Ziele, Kanäle, Verantwortliche und Takt. Unterschiedliche Stakeholder brauchen unterschiedliche Tiefe – das ist Führungsarbeit, keine Nebensache.
Statusberichte werden kürzer, dafür klarer.
Update as a By-Product heißt: Boards und Backlogs erklären sich selbst, Meetings dienen Entscheidungen.
Statt 60 Minuten Statusmarathon: 10-Minuten-One-Pager plus 2-Minuten-Video-Update.
Das spart Energie – und schafft Klarheit, wo sie zählt.
5. Transparenz & Change gehören ins Zentrum
Transparenz ist kein Risiko. Sie ist das ultimative Vertrauensangebot.
Teams, die verstehen, warum etwas entschieden wurde, tragen auch unpopuläre Maßnahmen mit.
Eine Transparenz-Matrix hilft, den Überblick zu behalten: Wer braucht was, in welcher Tiefe, in welchem Rhythmus?
Ergänze das durch eine kurze Story of Change – drei Sätze reichen:
Warum verändern wir etwas?
Was genau ändert sich?
Wie unterstützen wir dich dabei?
So simpel, so selten. Wer das ernst nimmt, reduziert Widerstände um Wochen.
6. Ressourcenplanung wird strategisch – oder scheitert
Ressourcen sind nicht einfach „verfügbar“ – sie sind Engpassfaktoren.
2025 heißt Ressourcenplanung: Kapazität, Kontextwechselkosten und Kompetenz realistisch managen.
Blocke für Engpassrollen Protected Time – feste, störungsfreie Blöcke für Fokusarbeit. Führe ein leichtes Skill-Inventory (wer kann was, wie tief?) und plane in Sequenzen statt Parallelität.
Little’s Law gilt: weniger gleichzeitige Projekte = mehr Output.
7. Das PMO wird vom Bürokratie-Motor zum Enabler
Das Project Management Office steht vor seiner eigenen Transformation. Weg vom Excel-Museum, hin zum strategischen Enabler, der Projekte orchestriert, nicht beaufsichtigt.
Ein modernes PMO liefert vier echte Services:
Portfolio-Priorisierung – was bringt den größten Beitrag zum Ziel?
Benefits-Tracking – wirkt das, was wir tun?
Methodencoaching – befähigt statt bewertet.
Lessons-Learned-Schleife – Wissen sichern und skalieren.
Das PMO wird zum Partner der Geschäftsführung, nicht zur Kontrollinstanz. Es übersetzt Strategie in Projekte und Projekte in Wirkung.
8. ESG wird zum Entscheidungskriterium
Nachhaltigkeit, Compliance, Ethik – das war früher das Add-on am Ende. 2025 ist es Teil des Business Case.
Ob bei Lieferanten, Bauprojekten oder Softwareentscheidungen: ESG fließt in jede Entscheidung ein.
Wer jetzt mitdenkt, spart morgen Audits, Strafen und Imagekosten.
Mach’s pragmatisch: Ergänze jede große Entscheidung um eine zusätzliche Spalte – Impact, Risiko, Begründung. Das reicht, um Haltung zu zeigen und Standards zu schaffen.
Die großen Hebel (ab heute)
Wenn du jetzt denkst: „Das ist viel“, stimmt’s – aber du musst nicht alles auf einmal tun. Wähle zwei Trends, setze drei Maßnahmen, mache sie sichtbar und messe Wirkung.
Richte deine KI-Guardrails und zwei Use Cases ein.
Definiere dein KPI-Backbone – und stoppe Doppelpflege.
Begrenze WIP, schütze Fokuszeit und blocke Engpassrollen.
Baue einen Kommunikations-Workstream mit Takt und Verantwortung.
Führe ein Portfolio-Board ein, das entscheidet statt diskutiert.
Führung zeigt sich nicht in Projektdichte, sondern in Klarheit und Konsequenz.
Typische Fallstricke – und wie du sie meidest
Tool-Fetisch: Kein neues System ohne Datenqualität. Erst aufräumen, dann digitalisieren.
Live-Bad-Data: Automatisiere Chaos – und du bekommst Echtzeit-Unsinn.
Parallelitis: Zu viele Projekte = zu wenig Ergebnisse. Sequenz schlägt Aktionismus.
Transparenz-Angst: Lieber schlechte Nachrichten als gar keine. Ehrlichkeit spart Energie.
PMO als Polizei: Das PMO führt, wenn es befähigt, nicht, wenn es verwaltet.
Fazit: Acht Trends, ein Auftrag – führen statt verwalten
Die zweite Jahreshälfte 2025 wird kein Selbstläufer. Aber sie ist eine riesige Chance.
Projektmanagement wird erwachsen: datenbasiert, KI-gestützt, menschlich geführt.
Du musst nicht jedem Trend hinterherlaufen. Wähle die zwei, die deine Organisation am stärksten bewegen – und geh sie konsequent an.
Denn am Ende gilt: Trends beobachten kann jeder. Gestalten – das ist Führung.
Bis zum nächsten Mal.
Jörg Tausendfreund
Projektmanagement-Erklärer & Projekt-Trend-Forscher
P.S.: Wenn dir gerade alles wichtig erscheint: Starte mit KPI-Backbone und Portfolio-Board. In vier Wochen siehst du, warum Fokus die lauteste Stimme im Raum ersetzt.








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