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Die Projekt-Paradoxie

Die Projekt-Paradoxie
Die Projekt-Paradoxie

Warum du immer besser wirst – und trotzdem nicht vorankommst


Hallo, meine lieben Produktivitäts-Ninjas und Hamsterrad-Ingenieur:innen!


Hier ist wieder euer Jörg Tausendfreund, Projektmanagement-Erklärer und der Mann, der schon zu viele großartige Projektleiter:innen scheitern sah, obwohl sie alles „richtig“ gemacht haben.


Meine These heute: Persönliche Optimierung ist großartig – aber sie heilt kein Systemproblem. 


In vielen Unternehmen wirst du durch bessere Methoden nur effizienter Teil des Problems. Aua? Genau darum reden wir.




Montagmorgen-Reality-Check:
Produktiver denn je
– und trotzdem im Rückstand

Stell dir (beispielhaft) Sandra vor: 47 offene Tasks, 3 überfällige Meilensteine, 12 „dringend“-Mails – und das schon vor dem ersten Kaffee.


Sie hat Entscheidungs-Backlog, Reverse Planning, Wochenpakete, DoD – alles im Griff. Ihre persönliche Effizienz sprang von 60 % auf 85 %.


Doch die Projekte werden nicht schneller fertig, der Stress steigt sogar. 



Willkommen in der Projekt-Paradoxie des Mittelstands.



Tools sind Gold wert:


  • Blocker-Test macht Unsichtbares sichtbar.


  • Outcome-To-dos beenden „Daran-arbeiten“-Endlosschleifen.


  • Entscheidungs-Backlog zeigt brutal ehrlich: Nicht die Arbeit staut sich, die Entscheidungen.


  • Reverse Planning bringt heilsame Panik mit echtem Datum.



Aber hier kommt der Haken.




Warum die Optimierung verpufft:
Das System frisst deine Kapazität

Wenn alle ihre Produktivität steigern, passiert Folgendes:


Das System absorbiert die gewonnene Kapazität sofort – mehr Projekte, kürzere Deadlines, weniger Ressourcen.


Du läufst schneller, also dreht sich das Rad schneller. Feature, kein Bug.


Sandras Weg zeigt es: 2 → 3 → 4 Projekte, gleiche Ressourcen, bessere Methoden – näher am Burnout denn je. 



Die brutale Erkenntnis: Du löst nicht das Problem. Du wirst effizienter Teil des Problems.



Systemdiagnose:
Die drei eigentlichen Krankheiten

  1. Kompetenz-Illusion Du darfst koordinieren – aber nicht priorisieren. Verantwortung tragen – aber sie nicht einfordern. Fahren – aber ohne Gas und Bremse. Ergebnis: Du managst Blocker, statt sie zu verhindern.


  2. Multiprojekt-Lüge Jede Person auf fünf Baustellen – niemand bringt etwas zu Ende. 20 % Projekt A, 30 % Projekt B, 40 % Tagesgeschäft, 10 % Strategie – Ressourcen-Roulette. Wochenpakete strukturieren, heilen aber nicht: Ihr macht zu viel gleichzeitig. 


  3. Entscheidungs-Verstopfung Die Geschäftsführung/der Führungskreis entscheidet alles – vom Büroklammer-Einkauf bis zur Produktstrategie. Das Entscheidungs-Backlog zeigt den Stau, löst ihn aber nicht – denn die Entscheider sitzen selbst im Hamsterrad.




Der Ausweg:
Drei Hebel, die du jetzt bewegen kannst

Hebel 1 – Kompetenz-Guerilla (individueller Hebel)

Hör auf, um Erlaubnis zu bitten. Fang an, um Vergebung zu bitten – aber klug.


  • Entscheidungskorridor vereinbaren „Ich entscheide bis 5.000 € / 5 Personentage selbst, darüber eskaliere ich.“


  • Konsultativer Einzelentscheid „Ich habe Stakeholder gehört, entscheide X, gehe in Umsetzung – Einwände bis morgen 12 Uhr.“


  • Reversible Experimente „Wir testen 2 Wochen. Wenn’s nicht wirkt, drehen wir zurück.“So reduzierst du Angst und drehst die Beweislast.



Hebel 2 – Projekt-Diät (struktureller Hebel)

Fokus schlägt Vielbeschäftigung.


  • Preis des Multitaskings  vorrechnen (Switching-Kosten zeigen).


  • WIP-Limits vorschlagen Max. 3 parallel, Rest in die Pipeline.


  • Projekt-Fastentage Freitags nur Top-3, keine Nebenkriegsschauplätze.Benchmarks aus ähnlichen Unternehmen helfen – KMU lieben Vergleichbarkeit.



Hebel 3 – Entscheidungs-Revolution (kultureller Hebel)

Werde Entscheidungs-Aktivist.


  • Decision Sprints 60 Min/Woche, alle Entscheider, je Thema 10 Min – Entscheidung oder Eskalation, kein „Wir reden später weiter“.


  • RAPID transparent machen (Recommend, Agree, Perform, Input, Decide).


  • Öffentliche Eskalation Dashboard zeigt: „Warten seit X Tagen auf Entscheidung Y“ (Transparenz, kein Pranger).



Montag-nach-diesem-Artikel-Plan (konkret, kurz, wirksam)

Montag (30 Min) – Selbstdiagnose Für jedes Projekt: Kompetenz (1–10), Ressourcen-Zugriff (1–10), Auftragsklarheit (1–10). Unter 7 = Warnsignal, unter 5 = Farce.



Dienstag (30 Min) – Gespräch mit Lösung „Ich habe drei Vorschläge, die sofort helfen.“ Präsentiere genau einen Hebel. Fokus > Vollständigkeit.



Mi–Fr – Mikro-Experiment


  • Decision Sprint für dein Projekt, oder


  • WIP-Limit fürs Team, oder


  • Konsultativer Einzelentscheid für eine Woche.Dokumentiere Effekte (Durchlaufzeit, Entscheidungen, Stresslevel).



Ab nächster Woche – Bewegung starten Verbündete suchen, Erkenntnisse teilen, Guerilla-Style Hebel für Hebel skalieren.



Fünf sofort umsetzbare Schritte (heute)

  1. Entscheidungs-Backlog anlegen – jede Entscheidung mit Owner & Deadline (sichtbar im Daily).


  2. One-Pager pro Woche Zielbild, Fortschritt, Blocker, fällige Entscheidungen – eine Seite, kein Theater.


  3. WIP-Limit pilotieren (max. 3 Hauptstreams) – Fokus sichtbar machen.


  4. Blocker-Ritual Täglich 15 Min aktiv Blocker lösen, nicht nur „abarbeiten“.


  5. Reverse Planning auf A3 Vom Abnahmedatum rückwärts bis heute – „heilsame Panik“ inklusive.



Typische Fallstricke
– und wie du sie vermeidest

  • Plan-Fetischismus Pläne sind Werkzeuge, keine Fesseln. Kurskorrekturen sind Führungsleistung, kein Versagen.


  • „Mehr hilft mehr“-Irrtum Mehr Tools ohne Systemänderung = mehr Geschwindigkeit im Kreis.


  • Entscheidungs-Romantik „Wir reden, bis alle glücklich sind“ – nein. Entscheidung oder Eskalation.


  • Unsichtbares Multitasking Sichtbarkeit ist Medizin: WIP-Limit & Pipeline an die Wand.



Fazit: Werde vom Hamster im Rad zum Ingenieur des Rades

Die gute Nachricht: Das System ist menschengemacht – also veränderbar. Behalte deine Selbstmanagement-Tools, sie sind dein Überlebens-Kit. Aber wage den nächsten Schritt:


System hebeln statt nur dich optimieren. Verbinde Blocker-Test mit Kompetenz-Guerilla, Wochenpakete mit WIP-Limit, DoD mit Decision Sprint – und du setzt Bewegungsenergie frei, die Projekte wirklich voranbringt.


Bis zum nächsten Mal.


Jörg Tausendfreund

Projektmanagement-Erklärer & Optimierungs-Fan-Boy


P.S.: Wenn jemand sagt „Bei uns ist das anders“, lächle freundlich – und starte Hebel 1. Man kann Systeme diskutieren. Oder man verändert sie. Heute.

 
 
 

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