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Emotionale Intelligenz ist der härteste Hard Skill im Projekt

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...und ja, man kann sie trainieren


Hallo, meine lieben Krisenflüsterer und Teamdompteure!


Hier ist wieder euer Jörg Tausendfreund, Projektmanagement-Erklärer und der Mann, der mehr Projekte an stillen Spannungen scheitern sah als an fehlenden Gantt‑Diagrammen.


Meine These heute:


Ohne emotionale Intelligenz (EQ) ist jedes Methodenset nur Deko. 


Prozesse, Tools, KPIs – alles schön und gut. Aber Führung und Zusammenarbeit entscheiden. Und die sind nun mal zutiefst emotional.



EQ ist kein Kuschelfaktor – es ist Führungsleistung

„Wir brauchen harte Fakten, keine Gefühle!“ – Wenn du das glaubst, hast du Führung missverstanden.


Emotionale Intelligenz bedeutet, eigene und fremde Gefühle wahrzunehmen, zu verstehen, zu regulieren und konstruktiv einzusetzen. Kurz: Du bleibst handlungsfähig, auch wenn es menschelt.



Was das im Projekt konkret heißt:


  • Du erkennst früh, wenn Spannung entsteht – und sprichst sie an, bevor sie eskaliert.


  • Du regulierst dich selbst (ja, auch im Lenkungskreis, wenn’s knirscht).


  • Du kommunizierst so, dass andere dich wirklich verstehen – nicht nur hören.



Merke: EQ ist die Bedienoberfläche für alle anderen Skills.



Zwei Modelle, die du beherrschen solltest (und wozu sie gut sind)

Mayer‑Salovey (Fähigkeiten):


  1. Emotionen wahrnehmen


  2. Emotionen nutzen (für Denken/Problemlösen)


  3. Emotionen verstehen (Auslöser, Dynamik)


  4. Emotionen regulieren (eigene & fremde)


Wozu? Perfekt, wenn du EQ systematisch diagnostizieren und gezielt trainieren willst (z. B. in Coachings oder Assessments).



Goleman (Kompetenzen):


  1. Selbstwahrnehmung


  2. Selbstregulation


  3. Motivation


  4. Empathie


  5. Soziale Fähigkeiten


Wozu? Ideal für die Praxis: Führung, Zusammenarbeit, Konfliktlösung, Kulturarbeit. Nimm es als Landkarte für deinen Führungsalltag.



Mein Rat: Nutze Mayer‑Salovey zum Messen & Strukturieren, Goleman zum Führen & Trainieren.



Wo EQ in Projekten Wirkung entfaltet (und Budget rettet)

  • Kommunikation: Klar, empathisch, zielgerichtet – besonders in heiklen Feedback‑ oder Eskalationsgesprächen.


  • Teamarbeit: Gruppendynamik lesen, psychologische Sicherheit aufbauen, Vertrauen halten – auch unter Druck.


  • Führung: Motivation stärken, Stress kanalisieren, Rückschläge verarbeiten, Fokus halten.


  • Konflikte: Ursachen erkennen, Emotionen adressieren, Lösungen verhandeln – ohne verbrannte Erde.


Bottom line: EQ reduziert Reibung, beschleunigt Entscheidungen und macht Ergebnisse wahrscheinlicher.



Das LEAD‑EQ‑Framework – mein Praxisfahrplan für Führung mit Wirkung

L – Label & ListenGefühle benennen, aktiv zuhören, Nonverbales spiegeln. Frage: „Was ist hier gerade wirklich los – fachlich und emotional?“


E – Empathize & EnquirePerspektive der anderen Seite einnehmen und klärende Fragen stellen. „Worauf zahlen wir hier ein? Was ist dir wichtig?“


A – Anticipate & AdjustTrigger erkennen, eigene Reaktionen steuern, Intervention wählen (1:1, Moderation, Time‑out, Re‑Framing).


D – Decide & DocumentKonkrete Zusagen („Wer macht was bis wann?“), Entscheidungslogik transparent, Decision Log pflegen.


EQ‑Rituale dazu: Check‑ins/Check‑outs, Red‑Flag‑Runden, Retro mit „Heat‑Map“, Weekly One‑Pager (Ziel/Progress/Blocker/Entscheidungen), 48h‑Entscheidungs‑SLA.



Praxisteil: Ein Fall aus der Realität

Setting: Go‑Live‑Vorbereitung, Stresslevel orange. Fachbereich wirft der IT mangelnde Transparenz vor, die IT spricht von „unkonkreten Anforderungen“.


Intervention mit LEAD‑EQ:


  • L10‑Min‑Check‑in. Jeder benennt 1 Gefühl + 1 Sorge.


  • EGemeinsames Zielbild („Was bedeutet erfolgreicher Go‑Live konkret?“).


  • ATrigger‑Karte: „Was bringt dich auf die Palme?“ – Gegenmaßnahmen festlegen.


  • DOne‑Pager + Decision Log; zwei schnelle Prototyp‑Demos, Review in 48h.


Ergebnis nach 1 Woche: Deutlich weniger Eskalationen, klare Prioritäten, zwei kritische Risiken entschärft – Go‑Live bleibt im Slot.



Trainierbar? Ja – aber bitte richtig.

Wirksame Mikro‑Gewohnheiten (ab heute):


  • Emotions‑Journal (5 Min/Tag): Gefühl benennen, Auslöser, Wirkung, nächster Schritt.


  • Atem‑Mikropause (3× täglich 60 Sek.): Nervensystem runterfahren, Klarheit rauf.


  • Trigger‑Mapping: Eigene Auslöser identifizieren und präventive Strategien festlegen.


  • Aktives Zuhören: Zusammenfassen, spiegeln, nachfragen – bis die andere Seite „genau!“ sagt.


  • Feedback‑Loop: Monatlich 1× 360°‑Mini („Was soll ich mehr, weniger, weiter tun?“).



Trainings‑Design, das hängen bleibt:


  • 6–8 Wochen, modular (Microlearning + Praxisaufgaben + Peer‑Austausch)


  • Rollenspiele zu echten Fällen, Follow‑ups (30/60/90 Tage)


  • Verknüpfung mit bestehenden Routinen („Habit Stacking“)


  • Transfer in KPIs: z. B. „Time‑to‑Decision“, Eskalationsrate, Zufriedenheit im Team



Fünf sofort umsetzbare Schritte

  1. EQ‑Startsignal: Nächste Woche 30‑Min‑Team‑Session: Was stärkt/ schwächt unsere Zusammenarbeit emotional? Ergebnis als A3 sichtbar machen.


  2. Check‑ins standardisieren: Beginn jedes Meetings: 1 Satz Stimmung + 1 Erwartung. Ende: 1 Satz Take‑away + 1 Zusage.


  3. Decision‑SLA einführen (48h): Offene Punkte mit Wirkung sichtbar tracken.


  4. Retro „Heat‑Map“: Was war emotional heiß/kalt? Was lernen wir? Welche Micro‑Gewohnheit testen wir 2 Wochen?


  5. Leader‑Routine 10‑10‑10: 10 Min Journal, 10 Min Zuhören „ohne Lösung“, 10 Min Feedback geben/holen – täglich.



Typische Fallstricke (und wie du sie umschiffst)

  • Feelings‑Washing: Gefühle dekorativ ansprechen, aber nichts ändern. Lösung: Immer mit Entscheidung koppeln.


  • Therapie statt Führung: EQ ersetzt keine Performance‑Standards. Lösung: Klarheit + Empathie, nicht „entweder‑oder“.


  • Einmal‑Workshop‑Illusion: Ohne Follow‑up und Rituale verpufft alles. Lösung: Cadence (Wiederholung) und Commitments (sichtbare Zusagen).



Fazit: EQ macht dich schneller, klarer, wirksamer

Wer EQ beherrscht, führt besser, lernt schneller und liefert verlässlicher. Nicht, weil alles harmonisch ist – sondern weil du in der Realität mit Menschen handlungsfähig bleibst.


Also, liebe Führungskräfte und Projektleitungen:


Trainiert euren EQ so ernsthaft wie euer Reporting. 


Es ist die günstigste Versicherung gegen teure Eskalationen.


Bis zum nächsten Mal.


Jörg Tausendfreund

Projektmanagement-Erklärer & Emotionen-Erleber


P.S.: Wenn du beim nächsten Konflikt denkst: „Dafür habe ich jetzt keine Zeit“, sag dir: Genau dafür ist Führung da. Ein guter EQ spart dir die Zeit, die schlechte Führung später verbrennt.

 
 
 

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