top of page

Feuer im Maschinenraum

Autorenbild: Jörg TausendfreundJörg Tausendfreund

Wenn dein Projekt in Flammen steht – und was du tun kannst

Hallo, meine lieben Krisenbewältiger und Notfallmanager!


Hier meldet sich wieder Jörg Tausendfreund, Projektmanagement-Erklärer und Feuerlöscher


Heute geht es um ein Thema, das jeder kennt, aber niemand gerne anspricht:


Projektkrisen.


Lass mich raten: Dein Projekt hat wunderbar begonnen. Alle waren motiviert, die Planung sah (zumindest auf dem Papier) solide aus, und das Steering Committee war begeistert. Und dann – BÄM! – plötzlich brennt der Maschinenraum. Deadlines reißen, das Budget explodiert, Stakeholder fangen an zu nerven, und das Team verfällt in Panik.


Aber keine Sorge, genau jetzt zeigt sich, wer wirklich ein Projekt führen kann – und wer nur so tut, als könnte er es.



Warum Krisen unvermeidlich sind – und warum das kein Problem ist

Bevor wir uns den Lösungen widmen, klären wir eine unangenehme Wahrheit:


Krisen sind in komplexen Projekten unvermeidlich. 


Und das ist nicht mal eine schlechte Nachricht!


Warum? Weil Projekte keine linearen Abläufe sind. Globalisierung, digitale Transformation, Matrixorganisationen – all das bedeutet, dass kein Plan lange unberührt bleibt. Jede Entscheidung beeinflusst andere Teile des Systems, jede neue Anforderung kann unerwartete Abhängigkeiten erzeugen. Und dazu kommen die menschlichen Faktoren: Missverständnisse, Ego-Kämpfe, politische Spielchen.


Kurz gesagt: Wer glaubt, er könne ein Projekt ohne Krisen führen, hat entweder noch nie ein echtes Projekt geleitet – oder lügt sich selbst in die Tasche.


Also, keine Panik, wenn dein Projekt Feuer fängt. Die eigentliche Frage ist:


Wie bereit bist du, das Feuer unter Kontrolle zu bringen?



Die fünf größten Krisenfehler, die du unbedingt vermeiden musst

Hier sind die Klassiker – die häufigsten Fehler, die Projekte in den Abgrund treiben:


  1. Kopf-in-den-Sand-Taktik: „Ach, wird schon nicht so schlimm, wir müssen einfach nur weitermachen.“ Nein! Eine Krise, die ignoriert wird, explodiert erst richtig.


  2. Überreaktion und hektischer Aktionismus: Wenn alle plötzlich in Meetings rennen, ohne Klarheit zu haben, was eigentlich das Problem ist. Entscheiden unter Druck ohne Fakten? Garantiert der Weg in noch größeres Chaos.


  3. Schuldzuweisungen statt Lösungen: „Das ist das Problem von IT!“ „Das ist doch das Versäumnis des Einkaufs!“ – Wer so denkt, hat schon verloren. Eine Krise ist nie das Problem von „denen da drüben“, sondern immer eine kollektive Herausforderung.


  4. Keine klare Kommunikation: Wenn Informationen nur bruchstückhaft durchsickern oder jeder Stakeholder eine andere Geschichte erzählt, eskaliert die Lage noch schneller.


  5. Handlungsunfähigkeit aus Angst vor Konsequenzen: In der Krise wird oft gewartet, bis der Chef entscheidet – aber wenn der Chef selbst nicht weiß, was er tun soll? Dann steht alles still. Und das ist meist schlimmer als eine falsche Entscheidung.



Das 1x1 der Krisenkommunikation: Wer nicht klar redet, verliert

Die beste Waffe gegen eine eskalierende Krise? Kommunikation. Aber nicht das übliche „Lasst uns alle ruhig bleiben“ oder „Wir haben die Situation im Griff“ – sondern klare, unmissverständliche, faktenbasierte Kommunikation.


Die wichtigsten Prinzipien:


  1. Sofort aufklären: Sag deinem Team und den Stakeholdern, dass es eine Krise gibt – und warum. Keine falschen Hoffnungen, keine Beruhigungspillen. Realität schlägt Wunschdenken.


  2. Kernbotschaften festlegen: Was genau ist das Problem? Welche Auswirkungen sind zu erwarten? Was sind die ersten Maßnahmen? Ein einheitliches Narrativ verhindert Chaos.


  3. Schnelle Updates geben: In Krisenzeiten wollen alle wissen, was läuft. Ein tägliches Stand-up-Meeting oder eine klare Info-Mail sorgt für Transparenz.


  4. Nicht beschönigen: Niemand glaubt dir, wenn du sagst: „Alles unter Kontrolle.“ Also sag stattdessen: „Wir haben Herausforderungen, aber hier sind unsere Schritte.“


  5. Stakeholder differenziert ansprechen: Was das Steering Committee wissen muss, unterscheidet sich von dem, was das Team braucht. Bereite deine Botschaften zielgruppengerecht auf.



Wie du eine Krise strukturiert meisterst

Schritt 1: Lage erfassen – und zwar sofort

  • Fakten sammeln: Was genau ist passiert?

  • Welche Deadlines sind in Gefahr?

  • Wo sind Engpässe – Budget, Ressourcen, Abhängigkeiten?


Schritt 2: Ein Notfall-Krisenteam aufstellen

  • Wer sind die Schlüsselpersonen, die jetzt Entscheidungen treffen müssen?

  • Wer kann Engpässe lösen? (Lieferanten, Fachabteilungen, externe Berater?)

  • Klare Verantwortlichkeiten definieren – wer spricht mit wem?


Schritt 3: Erste Gegenmaßnahmen priorisieren

  • Was kann sofort getan werden, um Schlimmeres zu verhindern?

  • Welche Maßnahmen geben uns Zeit, um eine langfristige Lösung zu finden?

  • Wer muss umgehend informiert werden?


Schritt 4: Krisenkommunikation starten

  • Wer braucht welche Infos, und wann?

  • Wie stellen wir sicher, dass die Botschaften einheitlich bleiben?


Schritt 5: Nach der Krise ist vor der Krise

  • Was lief schief? Was hätte früher erkannt werden können?

  • Welche Strukturen müssen geändert werden, damit es nicht wieder passiert?

  • Wer übernimmt die Lessons Learned und sorgt dafür, dass sie auch umgesetzt werden?



Fazit: Krisen zeigen, wer wirklich führen kann

Jeder kann ein Projekt leiten, wenn alles glatt läuft.


Aber in der Krise zeigt sich, wer wirklich Verantwortung übernehmen kann.


Ein guter Projektleiter geht Krisen nicht aus dem Weg. Er erkennt sie früh, reagiert entschlossen und kommuniziert offen. Er sorgt für klare Zuständigkeiten und verhindert politische Spielchen. Und vor allem: Er hält sein Team zusammen – denn das ist die wahre Kunst des Krisenmanagements.


Also: Wenn der Maschinenraum brennt, tu nicht so, als sei alles gut – sondern greif zum Feuerlöscher und rette das, was noch zu retten ist.


Bis zum nächsten Mal.


Jörg Tausendfreund

Projektmanagement-Erklärer & Projekt-Notfall-Helfer


P.S.: Falls dein Projekt gerade lichterloh brennt und du keine Ahnung hast, wo du anfangen sollst – tief durchatmen, diesen Artikel nochmal lesen und dann loslegen. Und wenn es wirklich nicht besser wird? Dann ruf mich an. Ich hab schon größere Feuer gelöscht. 😉

0 Kommentare

Comments


bottom of page