Projekte ohne Kompass?
- Jörg Tausendfreund
- 16. Sep.
- 3 Min. Lesezeit

Zeit für ein PMO, das wirklich führt – nicht verwaltet
Hallo, meine lieben Projekt-Feuerwehrleute und Status-Akrobat:innen!
Hier ist wieder euer Jörg Tausendfreund, Projektmanagement-Erklärer und der Mann, der zu viele Projekte an Lautstärke scheitern sah, obwohl die Lösung längst auf der Hand lag.
Meine These:
Wenn Projekte nach Dezibel priorisiert werden und jede Statusrunde zur Endlosschleife mutiert, fehlt euch kein Tool – euch fehlt ein Betriebssystem.
Genau hier setzt ein Project Management Office (PMO) an: als leichtgewichtiges, wirksames Betriebssystem für Priorität, Kapazität und Entscheidungen.
GANZ EHRLICH! Woran du erkennst, dass dir ein PMO fehlt
Priorisierungsroulette Wer am lautesten schreit, gewinnt – nicht, wer den höchsten Nutzen bringt.
Ressourcenblindflug Alle arbeiten an zehn Projekten, keines kommt durch.
Daten-Wildwuchs Jeder reportet anders, die Ampeln sind bis zur Explosion grün.
Abhängigkeitschaos Projekt A hängt von B ab, B weiß von nichts.
Null Lerneffekt Fehler wiederholen sich, weil niemand systematisch lernt.
Übersetzung: Viel Aktivität. Wenig Ergebnis. Nicht die Schuld einzelner PLs – es fehlt die Brücke zwischen Strategie, Kapazität und Delivery.
Was ein PMO wirklich ist (und was nicht)
Ein PMO macht Projekte sichtbar, vergleichbar und steuerbar – und zwar entlang weniger, klarer Spielregeln (Governance light). Es liefert:
Strategische Klarheit Projekte zahlen sichtbar auf Unternehmensziele ein.
Bessere Priorisierung Nutzen gewinnt, Lautstärke verliert.
RessourcentransparenzEngpässe rechtzeitig erkennen.
Entscheidungsbeschleunigung Echte Eskalationswege mit Decision-SLAs.
Risiken im Griff Einheitliches Risikomanagement statt Überraschungen.
Systematisches Lernen Lessons Learned werden Teil des Systems.
Nicht die Projektpolizei. Kein Formularzoo. Im Mittelstand meist supportiv mit einem Schuss Kontrolle – verbindlich, aber leichtgewichtig.
PMO pragmatisch starten – spürbare Wirkung in 14 Tagen
Tag 1–3 – Mini-Diagnose Kurzinterviews (GF, Bereichsleiter, PLs), Projektliste, Engpässe, aktuelle Reports sichten.
Tag 4–6 – Governance-1-Pager Rollen, Spielregeln, Eskalationswege, Ampellogik. Eine Seite – fertig.
Tag 7 – Projekt-One-Pager Kein Projekt ohne 1 Seite (Ziel, Nutzen, Aufwand, Risiken, Abhängigkeiten).
Tag 8 – Portfolio-Board (60 Min) Entscheiden, nicht diskutieren. Start/Stop/Weiter – mit Konsequenz.
Tag 9–13 – Kapazität & Risike Ressourcenbild (wer ist wie belastet?), Risikoregister mit Schwellenwerten.
Tag 14 – Review mit GF Mandat schärfen, Quick Wins kommunizieren, nächste Iteration festzurren.
Quick Wins (die sofort spürbar sind)
Projekt-One-Pager für alle Vorhaben.
Start/Stop-Liste: Projekte ohne klaren Nutzen stoppen.
Eskalations-SLA: Management-Entscheidungen innerhalb von 5 Tagen – sonst Begründung.
Risikoregel: Jede rote Ampel braucht zwei Gegenmaßnahmen – mit Termin und Eigner.
Pitfalls – und wie du sie vermeidest
Tool first Ein PPM-Tool vor klaren Prozessen endet im Chaos. → Erst Routinen stabilisieren, dann digitalisieren.
Mandatslücke Ohne Sponsorship wird jedes PMO zum Papiertiger. → GF-Rolle fixieren.
Template-Inflation Mehr Formulare, weniger Fortschritt. → Max. 3 Pflichtdokumente (One-Pager, Risikoregister, Status).
Keine Entscheidungsrituale Berichte ohne Konsequenz sind Deko. → Monatliches Portfolio-Board mit klarer Agenda.
Überlastung von Schlüsselrollen → WIP-Limits und Kapazitätsbild konsequent einführen.
Das kleinste sinnvolle Set-up (KSS) für den Mittelstand
1) Portfolio-Board Monatlich 60 Minuten, Top-Down-Entscheidungen; Entscheidungen & Abbrüche dokumentieren.
2) One-Pager + Statuslogik Einheitliche Ampel mit klaren Kriterien, nicht nach Bauchgefühl.
3) Kapazitätsbild + WIP-Limit Transparenz über Belastung – weniger parallel, mehr fertig.
4) Decision-SLA & Decision-Log
Transparente Fristen; offene Entscheidungen inkl. Auswirkungen sichtbar machen.
5) Risikoregister & Eskalationswege Schwellenwerte, Gegenmaßnahmen, Eigner – kein „wir beobachten“.
Fünf sofort umsetzbare Schritte (ab heute)
Projektinventur auf 1 Seite: Liste aller Vorhaben + Nutzen, Aufwand, Status, Eigner.
One-Pager verpflichtend: Kein Projekt ohne 1-Seiten-Steckbrief.
Portfolio-Board terminieren (4 Wochen): „Entscheiden, nicht diskutieren“ als Leitmotiv.
Decision-SLA 5 Tage + Log: Jede Verzögerung wird sichtbar – inkl. Kosten der Verzögerung.
Ressourcenbild erstellen: Engpässe offenlegen; WIP-Limit pilotieren (max. 3 parallele Hauptstreams).
KPI-Set, das wirklich steuert
Time-to-Decision (Ø-Dauer Managemententscheidungen)
Durchsatz/Quartal (# abgeschlossene Projekte)
Forecast-Genauigkeit (Plan vs. Ist Meilensteine)
Engpass-Hotspots (Top-Ressourcenstau)
Risiko-Vorwarnzeit (Zeit zwischen Rot und Gegenmaßnahme)
Benefit-Realisation (erzielter Nutzen ggü. Business Case)
Fazit: PMO = Rahmen, der Freiraum schafft
Ein gutes PMO ist kein Bürokratie-Monster, sondern der Kompass, der Projekte mit der Strategie verbindet, Entscheidungen beschleunigt und Ressourcen schützt. Starte klein, entscheide hart, messe wenig – aber das Richtige. Der Rest ist Deko.
Bis zum nächsten Mal.
Jörg Tausendfreund
Projektmanagement-Erklärer & begeisterter Planer
P.S.: Wenn ihr heute nur einen Schritt macht: Legt Portfolio-Board + One-Pager fest – in 14 Tagen spürt ihr die Wirkung. Danach entscheidet das System – nicht mehr die Lautstärke.








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