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Totale Kontrolle oder kreatives Chaos?

Autorenbild: Jörg TausendfreundJörg Tausendfreund

Warum sich Projektmanager nicht entscheiden müssen - sondern beides brauchen.


Hallo, meine lieben Projektmanagement-Pendler zwischen den Welten!


Hier meldet sich wieder Jörg Tausendfreund, Projektmanagement-Erklärer und Lösungs-Suchender.


Heute nehme ich mir ein Thema vor, das mir in den letzten Monaten immer häufiger begegnet:


Diese völlig unnötige Entscheidung zwischen totaler Kontrolle und kreativem Chaos im Projektmanagement.


Wisst ihr, was mich wirklich auf die Palme bringt? Wenn Führungskräfte mit der Überzeugung zu mir kommen: "Wir müssen uns jetzt endlich entscheiden - entweder wir kontrollieren alles oder wir lassen alles laufen!" (Als ob das Leben jemals so simpel wäre...)


Lasst mich euch von einem Projekt erzählen, das ich kürzlich begleitet habe:


Ein mittelständisches Unternehmen entwickelte eine neue Produktionssteuerung. Der Projektleiter, nennen wir ihn Thomas, war ein überzeugter Verfechter der totalen Kontrolle. Jeder Schritt wurde minuziös geplant, jede Abweichung als Störung behandelt.


Das Ergebnis?

Nach drei Monaten war das Team frustriert, die Anforderungen hatten sich zweimal grundlegend geändert, und der Plan war das Papier nicht mehr wert, auf dem er stand.


Als ich Thomas fragte: "Warum lässt du nicht manchmal auch etwas Raum für Anpassungen?", kam prompt die Antwort: "Dann verliere ich ja die Kontrolle!" (Ach ja, dieser magische Kontrollverlust, der größte Angstgegner aller Projektleiter...)


Hier ist die unbequeme Wahrheit:


Projektmanagement ist keine Entweder-oder-Entscheidung.


Es ist wie beim Autofahren - manchmal braucht ihr das Gaspedal, manchmal die Bremse. Und gute Fahrer wissen, wann sie was einsetzen müssen.


Was ihr wirklich braucht,
ist ein situativer Ansatz:

  1. Strukturierte Kontrolle dort, wo sie Sinn macht


  2. Bei Budget-Entscheidungen


  3. Bei rechtlichen Anforderungen


  4. Bei kritischen Meilensteinen (Ja, auch ich liebe manchmal eine gute Exceltabelle!)


  5. Kreative Freiräume dort, wo sie nötig sind


  6. Bei der Lösungsfindung


  7. Bei der Teamorganisation


  8. Bei der Anpassung an neue Kundenanforderungen (Nein, das ist kein Kontrollverlust, sondern intelligente Führung!)


Das Geheimnis liegt nicht in der Entscheidung für das eine oder andere, sondern in der Fähigkeit, beides zu verbinden.


Wie bei einem guten Orchester: Die Noten geben die Struktur, die Interpretation macht die Musik.



Drei praktische Tipps für den Anfang:

  1. Macht eine ehrliche Analyse: Welche Projektbereiche brauchen wirklich strikte Kontrolle? Wo schadet sie mehr als sie nutzt?


  2. Etabliert unterschiedliche Zonen: Definiert klar, wo ihr nach strengem Protokoll arbeitet und wo das Team experimentieren darf.


  3. Überprüft regelmäßig: Passt eure Balance zwischen Kontrolle und Freiraum noch? Projektphasen ändern sich - eure Führung sollte das auch.



Ihr merkt schon:

Es geht nicht um ein Entweder-oder, sondern um ein kluges Sowohl-als-auch. Oder wie ich gerne sage:


"Ein guter Projektleiter ist kein Diktator und kein Hippie - er ist ein Dirigent, der weiß, wann er den Takt vorgeben und wann er die Musiker spielen lassen muss."


Bis zum nächsten Mal.


Jörg Tausendfreund

Projektmanagement-Erklärer & Projekt-Musiker


P.S.: Und falls jetzt jemand denkt "Das klingt ja alles schön und gut, aber bei uns geht das nicht" - lasst uns reden. In vielen Jahren Projektmanagement habe ich noch kein Unternehmen erlebt, wo es wirklich nicht ging. Ich habe nur viele erlebt, die es nie ernsthaft versucht haben.


P.P.S.: Übrigens: Meinen Analysebogen für die Analyse von Kontrollbedarf vs. Freiraum stelle ich euch gerne zur Verfügung. Einfach eine Mail an... (Ja, auch Freigeister dürfen strukturiert sein!)

 

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