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AutorenbildJörg Tausendfreund

ultimatives Lernen: Die 5 Elemente dafür

Aktualisiert: 29. Mai 2019

Wir Menschen sind Lernmaschinen. Echte Wunderwerke der Natur. Und lernen – jedoch ist das vielleicht ein wenig dramatisch – ist das was uns von allen anderen Spezies auf diesem Planeten abhebt… unsere Fähigkeit echt schnell zu lernen und uns weiter zu entwickeln.


Kinder tun das von ganz alleine und machen teilweise, für ihre stolzen Eltern, unerklärliche Lernsprünge. Doch teilweise scheint es so zu sein, als würden wir als Heranwachsende – in der Schule oder dann auch später – die Fähigkeit zu lernen irgendwie vergessen oder tatsächlich verlernen.


Nun geht es hier nicht um denn Sinn oder Unsinn von Schul- oder Ausbildungssystemen. Darüber haben andere – und auch noch viel Gescheitere als ich – schon viel erzählt und geschrieben. Und doch ist es einfach spannend oder eventuell sogar besorgniserregend, dass Lernen im Erwachsenenalter wieder neu gelernt werden muss.


Ich erlebe das zum Beispiel live, wenn Menschen die sich zu einer berufsbegleitenden Weiterbildung anmelden, erst einmal 16 Stunden lang das Lernen erlernen – und sich teilweise echt schwer damit tun.


Damit wir lernen oder besser lernen wollen, sollte uns das Thema interessieren. Aber das ist doch auch eigentlich klar, denn wenn wir uns wieder anschauen, warum wir Menschen uns so viel mehr und schnell entwickelt haben als jede andere Spezies auf diesem Planen, dann sicher nicht, weil unsere Vorfahren „sinnfreie“ Dinge lernten.

Wer sich übrigens für die Faszination des Lernens interessiert, sollte unbedingt einmal das Buch „Teach Like a PIRATE“ von Dave Burgess lesen. Und auch wenn dieses Buch primär vom Lernen oder besser Lehren aus der Sicht eines Lehrers handelt, so findet der interessierte Leser dort einen echten Piraten-Schatz von Anregungen und Hinweisen, wie lernen nicht nur spannend, sondern vor allem erfolgreich werden kann.


 

Doch zurück zum Lernen.


Über die Jahre des Ausübens meiner eigenen Passion, dem Begleiten von Menschen dabei sich weiter zu entwickeln und besser zu werden haben sich für mich einige Dinge in Zusammenhang mit Lernen immer wieder ganz deutlich gezeigt.

Lernen funktioniert nach einem gewissen Prozess. – Dabei mag es auch Abweichungen und Varianten geben, doch im Folgenden stelle ich den aus meiner Sicht und meiner Erfahrung heraus effektivsten Weg des Lernens dar. Und fasse diesen Weg in die fünf Elemente des ultimativen Lernens zusammen.


Wie gesagt… nicht neu erfunden, denn Lernen ist ja schon ewig alt, sondern so aufgeschrieben, dass es als Prozess verständlich und vor allem für jeden übertragbar wird. Und natürlich mit der Einladung verbunden selbst zu experimentieren, Erfahrungen zu sammeln und mir gerne auch Rückmeldung zu eigenen Erkenntnissen zu geben.


 

Die 5 Elemente des ultimativen Lernens


Wissen, Erlebnisse, Verstehen, Kompetenz, Selbst-Vertrauen


Wir gehen nun im Folgenden davon aus, dass das Lernthema ein interessantes und spannendes ist und es Spaß macht sich damit zu befassen.

Übrigens wird der eine oder andere Didaktiker sehr klug feststellen, dass es auch andere Möglichkeiten der Anordnung gibt. Deshalb habe ich dies auch nicht die ultimative Reihenfolge genannt. Und doch wird sich zeigen, dass bei den meisten Punkten eine gewissen sinnhafte Aneinanderreihung durchaus angezeigt ist.


Wissen – oder Wissen aufbauen


Hier geht es einfach darum Wissen (gerne theoretisch) aufzubauen, sich anzueignen oder zu beschaffen. Die Quellen des Wissensaufbaus sind heute nahezu unendlich und es braucht nicht immer und an jeder Stelle eine organisierte Lernform. Ein Buch, das Internet, YouTube und einer Vielzahl anderer Möglichkeiten existieren heute, um zu einem bestimmten Thema neues Wissen aufzubauen. Dabei ist von Bedeutung, dass der Aufbau des Wissens als spannend, interessant, inspirierend oder einfach anders empfunden wird. Ist das nicht der Fall, dann kommt es schnell zu Langeweile und die für die Aufnahme von neuem Wissen so wichtige offene Lernhaltung weicht dem Tagträumen oder gar der Ablehnung des angebotenen Wissens.


Erlebnisse – oder Erlebnisse schaffen


Wenn wir über Erlebnisse sprechen, dann geht es primär darum ein erstes Erleben zu ermöglichen. Ein Erleben, wie das neue Wissen in einer realen Situation zur Anwendung kommen könnte. Denn wir wissen es alle… in der Theorie sind uns ganz viele Dinge sehr klar, doch sobald es um die echte Umsetzung geht, zeigen sich erst die wohl bekannten Wissens- und Verstehens-Lücken (zum Verstehen kommen wir gleich). Es geht beim Erleben auch darum in einem geschützten Rahmen einmal Fehler beim Ausprobieren und Umsetzen des neuen Wissens machen zu dürfen. Doch hier kann nichts passieren, denn alles ist sicher. Nirgends sonst als über Erlebnisse wird Reflektion möglich. Und Reflektion ist essenziell für den Erfolg dieses Elements. Also nicht nur Fehler machen, sondern vor allem darüber nachdenken, was und aus welchen Gründen es evtl. schief gegangen ist. Und Schlussfolgerungen zu ziehen.



Verstehen – Verstehen der Zusammenhänge


Aus den Schlussfolgerungen und vielleicht auch noch offenen Fragen, die im Rahmen es Erlebens entstanden sind kann jetzt Verstehen werden. Beim Verstehen geht es darum, das Wissen im Kontext des Erlebten zu sehen. Und sehen ist nicht wörtlich gemeint, evtl. wäre hier für manche Situation auch noch einmal Erleben auf einer anderen, einer höheren, Ebene eine gute Analogie Es geht also darum die Zusammenhänge zu verstehen. Zu realisieren, warum etwas wie funktioniert – und das eben nicht auf der theoretischen Ebene, sondern in der Kombination mit Erfahrungswissen. Dieses Element steuert den tieferen Einblick in die Prozesse und gibt die dem Lerngegenstand zugrunde liegende (manchmal versteckte) Mechanik preis. Denn nur wer die Regeln versteht, kann sich zum einen innerhalb der Regeln bewegen und zum anderen ganz bewusst am Rand der Regeln austesten was sonst noch so geht und die Dinge echt weiterbringen. – Ach ja, nur wer versteht schafft es auch echte Vorteile aus dem Üben zu ziehen, denn üben ohne Verstehen oder Reflektion ist im Zweifelsfall nur einfach immer wieder die Wiederholung desselben Fehlers. Das Ergebnis könnte sein, dass sich der Fehler sogar festigt – und das will schließlich keiner.


Kompetenz – Kompetenz erleben


Das passiert dann, wenn wir anfangen etwas zu verinnerlichen. Also ein echtes „so geht das“ Erleben haben und durch Üben für uns herausgefunden haben wo die oben beschriebenen Grenzen sind. Ungefähr ab hier fängt „es“ an Spaß zu machen. Das ist zum Beispiel dann, wenn wir ein Instrument erlernen und uns ohne Noten einfach zum Experimentieren ins Spielen begeben und es sich nicht mehr schrecklich anhört. Ein tolles Beispiel kann evtl. das gemeinsame Improvisieren von Musikern sein, bei dem jeder seine Kompetenzen einbringt und daraus gemeinsam etwas Neues, etwas Besonderes, im Rahmen der Regeln entsteht. Wenn wir Kompetenz erleben, dann erreichen wir üblicherweise auch die Phase der Werte-Entwicklung. Das meint einfach nur, dass wir im Stande sind die Gesamtzusammenhänge zu verstehen und darin unsere eigenen Regeln weiter zu entwickeln. Also Werte für das was uns wichtig ist und woran wir uns messen wollen zu etablieren – natürlich passen diese Werte üblicherweise und idealerweise noch zu den übergeordneten Werten und Normen des Themas, sonst wird es im Austausch und der Interaktion mit anderen später problematisch.


Selbst-Vertrauen


Das fünfte Element des ultimativen Lernens ist dann das wonach wir – bei einem Leidenschaftsthema alle streben und das ist Selbst-Vertrauen. Also das Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten. Das heißt nicht, dass es nicht eine Herausforderung ist oder schwierig. Das meint einfach nur, dass für uns das sichere Gefühl haben, dass wir eine Stufe erreicht haben, auf der wir uns sicher bewegen können und in der wir eine gewisse Natürlichkeit und Grazie in der Anstrengung haben. Ein passendes Beispiel dafür wäre vielleicht ein Weltklasse 100 Meter Sprinter oder ein anerkannter Künstler. Wenn wir dieses Selbst-Vertrauen erreichen, das Vertrauen darauf, dass wir „es“ echt können, dann entsteht zum einen echte Leistung (mit gefühlt weniger Anstrengung) und zum anderen haben wir hier häufig das gerne als Flow-Erleben bezeichnete Gefühl, bei dem uns die Dinge einfach mit Leichtigkeit gelingen und im Tun zum Beispiel das Zeiterleben in der Hintergrund tritt und die Zeit beim tun zu verfliegen scheint.


Und jetzt noch etwas wichtiges.


Mit steigender Erfahrung immer tieferem Wissen wird es so sein, dass die fünf Elemente gefühlt fast schon frei miteinander kombiniert werden können. Das liegt vor allem daran, dass ab einem gewissen Stand oder Level so viel Grundwissen vorhanden ist, dass neues Wissen und neue Erkenntnisse direkt ins „Wissens-Netzwerk“ eingebunden werden können und so neues Wissen direkt mit vorhandenen Skills/ Fähigkeiten kombiniert werden kann. Und wir schon direkt auf dem nächsten Level weiterspielen können. Und doch braucht es die Konsequenz des Übens, des Erfahrungen Machens und des Reflektierens. Dabei stehen sich manche deshalb im Weg, weil sie ab einem bestimmten Level die Haltung des Lernens verlieren und in die Haltung des Meisters gehen. Doch (Achtung! Weisheit!) der wahre Meister wird immer von neuem zum Schüler. Und im Geiste dieser Haltung kann die Spirale der persönlichen Entwicklung oder auch der Unternehmensentwicklung immer weiter nach oben gehen.


Was ist nun der Nutzen der Auseinandersetzung mit den fünf Elementen des ultimativen Lernens?


Jeder kann in der konsequenten Anwendung und Kombination der fünf Elemente des ultimativen Lernens – selbstgesteuert – in seinen persönlichen Themen besser werden. Und zwar sehr schnell. Ich selbst erlebe dies gerade beim Klettern lernen. Aus anfänglichem theoretischen Input und zarten Versuchen (erleben) an einfachen Routen und Zügen - Scheitern inklusive - wurde über die Zeit vor allem durch die Reflektion mit erfahrenen Trainern und Könnern ein erstes Verstehen der Zusammenhänge. Daraus ist über die Zeit ein Kompetenzerleben, noch auf einem niedrigen Niveau, entstanden. Und diese gefühlte Kompetenz führt dazu, dass an der einen oder anderen Stelle schon echt Spaß, im Sinne von Selbst-Vertrauen in meine Fähigkeiten entsteht. Parallel dazu nutze ich zum Beispiel das schier unendliche Angebot an YouTube Videos um neues Wissen hinzuzufügen, zu üben und zu lernen…


Für Unternehmen liegt der Nutzen ganz klar darin, Weiterbildung genau so zu gestalten oder sich Partner (Berater, Trainer, Coaches) an Bord zu holen, die diese Zusammenhänge verstehen und Weiterentwicklung und Weiterbildung so aufbauen können, dass die Teilnehmer diese Elemente erleben, bzw. später umsetzen können. Also in einem ganzheitlichen Kontext Weiterbildung zu betreiben, denn im Training oder Seminar können maximal Wissen, Erlebnisse (als Simulation) vermittelt werden. Praktische Kompetenzen brauchen die reale Praxis.


Fazit „use it or lose it!“


Und darüber sollten sich vor allem die für Weiterbildung in Unternehmen verantwortlichen Menschen echte Gedanken machen, denn wie oft erlebe ich es, dass Menschen in meine Trainings oder Seminare „geschickt“ werden, und wenn sie dann verändert (neues gelernt) zurück kommen, überhaupt keine Möglichkeit bekommen das Gelernte umzusetzen. Es wird vielmehr viel zu häufig erwartet, dass sie so weiter machen wie bisher auch, also nicht für Unruhe sorgen und nichts durcheinanderbringen – aber die Ergebnisse trotzdem besser werden sollen. Doch das geht so eben leider nicht. Verbesserung braucht Veränderung. Und Veränderung ist immer auch an altes zurücklassen und neues anfangen gebunden. Also unter realen Bedingungen zu Lernen wie Dinge umgesetzt werden können, zu Experimentieren und Fehler zu machen – und aus Fehlern zu lernen. Eben im Geiste der fünf Elemente des ultimativen Lernens aktiv zu werden und den LERN TURBO einzuschalten und das Unternehmen auf die nächste Stufe zu heben und für die Zukunft fit zu machen.

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